Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören nicht mir und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.
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Anmerkungen: Die Geschichte wurde von der Episode „Todessehnsucht“ inspiriert, von etwas, das Chanterelle gesagt hatte und die Reaktion Angels’ später darauf.
Lonely ones
by Belladonna
„Diese Wesen der Nacht sind gar nicht daran interessiert, jemandem weh zu tun. Sie stehen über uns, sie sind so erhaben.“
Der Raum war düster, einige Kerzen brannten auf dem Tisch vor ihr und verliehen dem kleinen Zimmer eine etwas unheimliche Aura. Der Raum lag im Keller und die kleinen Fenster waren mit einem dunklen samtenen Vorhang verhangen, so dass kein Tageslicht hineingelangen konnte. Doch diese Vorsichtsmaßnahme war ohne Bedeutung, denn es drang ohnehin kein Lichtstrahl in den Raum. Es war Nacht und der Mond stand hoch über den Häusern der kleinen Stadt. In dem Zimmer hingen schwere Samtvorhänge an den Wänden, ein Plüschsofa stand an der Wand und Leuchter mit Kerzen in den Ecken. Auf dem Tisch standen mehrere Trinkkelche, doch es befand sich nur eine einzige Person in dem Raum, nur eine einzige Seele.
Sie war nervös, ihr Herz schlug ihr vor Aufregung bis zum Hals so als wolle es ihr aus der Brust springen. Sie fühlte ihren Puls kaum noch, so sehr hatte er sich beschleunigt und sie war so erfüllt von ihrer inneren Aufregung, dass sie es kaum noch ertragen konnte. Ihr langes Haar fiel ihr locker über schmalen Schultern und ihr dunkelrotes Kleid reichte bis zum Boden.
Ein Mann trat aus den Schatten in der Ecke und sie blickte auf. Ihr Herzschlag stieg sogar noch weiter an und dies schien kaum noch möglich zu sein. Doch es war so und sie konnte sich nicht dagegen wehren. Ihre Gefühle waren so stark, sie drohten sie zu überwältigen.
Im fahlen Schein der Kerzen konnte sie sein Gesicht nicht genau erkennen, doch als er näher trat, so erkannte sie seine Züge. Sie kannte ihn und seine Züge waren die eines Engels.
Er hatte hellbraunes Haar und seine Kleidung war die eines vornehmen Herren. Dennoch war etwas besonderes an ihm, etwas, das man nicht in Worte fassen konnte und sie konnte es ebenfalls nicht, so sehr war sie erfüllt von ihm. Er ging langsam auf sie zu und ihr Atem stockte. Er musterte sie, dann zog er sich einen Stuhl heran und nahm ihr gegenüber Platz. Nun, da er im Lichtkegel der Kerzen Platz genommen hatte, so konnte sie ihn auch besser sehen. Er war ein recht junger Mann, nicht viel älter als sie so schien es und sein Gesicht glich wahrlich einem Engel, zarte feine Züge. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen und in seinen Augen lag so viel Tiefe, soviel Wärme und Erfahrung wie aus einem unendlich langen Leben, soviel Weisheit. Mit seinen dunklen Augen, die beinahe schon eine hypnotisierende Wirkung auf sie ausübten blickte er ihr direkt in die ihren und seine Stimme war sanft, als er zu sprechen begann.
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Ich habe dich beobachtet. Schon vom erstem Moment an dem ich dich gesehen habe, bist du mir aufgefallen und ich fand dich faszinierend. Deine wunderschönen langen Haare und diese sinnlichen Lippen, die tiefen blauen Augen, die so voller Wärme und Leben sind. Du bist wunderschön, aber ich bin sicher, dass dir das schon eine Menge Männer gesagt haben.
Deine Augen sind es, die mich besonders angezogen haben, denn es steckt so viel Tiefe in ihnen, soviel Schmerz und Qual wie die einer gequälten und einsamen Seele; eine Weisheit, die über das eigene Alter hinausgeht, weit darüber hinaus. Und das war es auch, das du in den meinen gesehen hast.
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Er blickte sie noch immer an, der durchdringende Blick seiner Augen hatte die ihren nicht verlassen und ihre innere Aufregung, so nahe bei ihm zu sein, ihm wirklich nahe zu sein, wuchs beträchtlich. Ihre Augen hielten seinem Blick stand und sahen durch sie auf seine Seele.
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Das ist es, was am schlimmsten ist, diese Einsamkeit und der tiefe Stich, den die Seele jedes Mal verspürt, an dem sie sich dieser Einsamkeit erinnert. Es tut weh, wenn man die anderen sieht und man selbst sich nur wünscht, doch genauso glücklich wie sie zu sein, sich so sehr wünscht, nicht der bitteren Realität ins Auge blicken zu müssen, dass man selbst dieses Glück niemals erfahren wird, es einem selbst für immer verschlossen bleibt. Oh, ja, ich kenne dieses Gefühl, kenne es nur allzu gut, denn es begleitet mich mein Leben lang durch die Jahrhunderte. Du bist nicht überrascht, dies zu hören, habe ich nicht recht? Ich kann es in deinen Augen sehen, so wie ich in ihnen die unendliche Traurigkeit lesen kann, die du selbst auch empfindest. Du hast gewusst, was ich sagen würde, ist es nicht so? Du hast es genau gewusst, denn du hast es dir immer genau so vorgestellt. Und dennoch ist es anders, denn du fühlst noch immer die Einsamkeit in dir.
Die Leere ist es, welche dein Innerstes beherrscht und die du so gerne füllen möchtest, mit allem was du greifen kannst; diese entsetzliche Einsamkeit, der du so gerne Herr werden möchtest um diese Stunden, all diese Stunden, welche du allein in deinem Leben verbringen musstest gegen auch nur eine Minute, ja selbst nur eine Sekunde des Glückes und der Gesellschaft jemandes, der dich versteht, einzutauschen. Diese Leere, dieser Platz in deinem Inneren verursacht durch ein gebrochenes Herz oder simpelstes Unverständnis derer, die dich umgeben, ist für dich der Ort, den wir unser ganzes Leben lang bekämpfen, nur um ein jedes Mal diesen Kampf zu verlieren.
Wir wollen es nicht wahrhaben und doch wird es uns so grausam die Realität auch zu uns sein kann, wie mit einem Spiegel vor Augen geführt.
Ich verstehe deine Einsamkeit nur zu gut, meine Liebe, deine Gefühle und deinen Schmerz, denn ich fühle ihn auch in meinem Innersten. Es ist dieser Schmerz, der mein Gefährte ist, auf meiner Reise durch die Nacht, auf der Suche nach Erfüllung für diese Leere und Erlösung für die Qualen.
Mein Leben ist schmerzhaft, denn es ist ein Leben auf der Suche nach der Liebe in der meine Seele Frieden finden kann, auf der ständigen Suche nach etwas, das nur jemand wie du mir geben kann und in deren Armen ich Ruhe finden könnte. Die Einsamkeit ist es, die mich vorantreibt, auf der Suche nach etwas, das mir verborgen bleibt. Es ist tragisch und dennoch hat es mich nun zu dir geführt, meine Liebe. Und du empfindest das gleiche, die ständige Suche nach Anerkennung einer höheren Macht, der Liebe jemandes der dich nicht einmal anblickt oder in den Armen eines Menschen, der dich versteht. Du bist auf der Suche nach jemandem, der so ist wie du, dessen Seele ebenso ist wie deine und der dich versteht; nach jemandem, der dich unter dem dunklen Himmel der Nacht in den Armen hält und im blassen Licht des Mondes dir seine Zuneigung gesteht, nur um mit dir die schwere Last seiner gepeinigten Seele zu teilen. Du suchst nach jemandem, der dir die Dunkelheit der Nacht und auch deines Inneren erhellen kann, nach jemandem, der so wie ich ist und der so sehr über dir steht und du würdest alles dafür geben, so zu sein wie ich es bin, deiner tragischen Existenz zu entfliehen und mit diesem höheren Wesen durch die ewigen Nächte reisen zu können, in der ewigen Umarmung einer Liebe, die durch die Jahrhunderte reichen kann, die niemals sterben wird. Du gäbst alles darum, das Licht in dir aufzunehmen, das die Nächte erhellt und von denen, die so sind wie ich ausgeht, gäbst alles dafür, an meiner Seite zu stehen und bis ans Ende der Tage unsere Herzen vereint zu sehen.
Doch in Wahrheit geht es nicht darum, habe ich nicht recht? In Wahrheit geht es um nichts anders als um dich und es ging niemals um etwas anderes.
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Die Augen der jungen Frau weiteten sich. Sie war ihm so nahe, wie sie es ihm immer sein wollte, so wie sie es sich immer gewünscht hatte, doch nun hatte sie in sein Gesicht geblickt, das Gesicht eines Engels und in seinen Augen sein wahres Antlitz entdeckt, dort wo seine Seele war einen Dämon gefunden.
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Es geht doch nur um dich und es ging niemals um etwas anderes. All diese Träume und Wünsche wurden nur aus deinem einsamen Herzen geboren, aus deiner eigenen einsamen Seele, die so sehr nach Erfüllung sucht, nach Romantik und der Liebe. In Wunschvorstellungen hast du dich verrannt, in nichts weiter als wunderschöne Träume, die niemals etwas anderes sein können, als das. Die einsamen Seelen, die durch die Nacht wandeln, auf der Suche nach Erlösung für ihr gepeinigtes Gewissen, das sind in Wahrheit doch nur du und deinesgleichen. Die Kinder der Nacht, diese warmherzigen Geschöpfe, die nur für ihre Sünden büßen wollen und vor Liebe zu euch vergehen sind nichts weiter als der Wunsch, die Dunkelheit, die euch so ängstigt und deren dunkelste Stellen die Leeren in euren eigenen Herzen sind, zu erhellen.
Dies ist nichts weiter als eine Seifenblase, eine Illusion und ein hübscher Traum. Oh, habe ich diesen Traum nun zum platzen gebracht. Das tut mir aber leid. Nun, die Nacht ist dunkel, überaus finster sogar und was sich darin verbirgt und von dem ihr überhaupt nicht den blassesten Hauch einer Ahnung habt, noch viel schwärzer. Diese liebenswürdigen, gütigen Wesen, die ihr in euren Vorstellungen erschafft und nur für eure Liebe leben, Lichtgestalten eurer Fantasie, sie existieren nicht, es hat sie niemals gegeben, denn die Nacht ist viel zu dunkel für sie oder für die Wirklichkeit. Nun, die Realität ist grausam zu uns und wir wollen so gerne vor ihr fliehen, vor uns selbst, doch das ist unmöglich. Sie verfolgt uns sogar bis in unsere Träume und bringt diese manchmal zum zerspringen. Aber das ist das Leben und es kann noch viel grausamer sein. Willkommen in der harschen Kälte der Nacht, meine Liebe, der Realität.
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Der Raum war dunkel, das einzige Licht kam von den Kerzen an den Wänden und auf dem Tisch zwischen ihnen. Die kleinen Flammen zuckten, tanzten leise und warfen Muster aus Licht und Schatten an die Wände, auch auf sie. Ihr langes Kleid, Samt wie die Vorhänge reichte bis zum Boden und ihre hellen gelockten Haare fielen ihr locker und frei über die Schultern, doch ihre Hände waren hinter den Stuhllehnen verschränkt, gefesselt so wie auch der Rest ihres Körpers an den Stuhl gebunden war. Sie war geknebelt, so dass sie nicht schreien konnte, aber es hätte sie wohl auch niemand gehört, da niemand mehr in dem Haus über ihr noch am Leben war, der ihr zu Hilfe hätte kommen können.
Ihr Herz schlug so schnell, dass sie die Schläge nicht mehr zählen konnte, ihr Atem hatte sich beschleunigt und ihr Blick war auf ihrem Gegenüber festgefroren vor Furcht. Niemals in ihrem Leben hatte sie so große Angst gehabt, niemals zuvor solchen Terror empfunden. Sie konnte sich nicht bewegen, sie wollte schreien, doch auch selbst wenn sie nicht geknebelt wäre, es wäre wohl kein Laut über ihre Lippen gedrungen. Und auch wenn sie nicht an den Stuhl gebunden gewesen wäre von ihrem Peiniger, sie hätte wohl niemals fliehen können, ihre Beine hätten ihr den Dienst versagt.
Alles was ihr noch blieb, war ihn anzusehen, ihn auf dem ihr Blick in Horror festgefroren war, auf seinem wahren Gesicht, das nun ihm Licht der Kerzen zu sehen war, welches ihm eine noch viel dunklere dämonische Aura verlieh. Sie wusste nun, das alles, was sie sich jemals gewünscht hatte, Wahrheit geworden war; sie war ihm so nahe wie sie es stets gewollt hatte und doch um so vieles näher als sie es sich erträumt hatte. Sie war sich nicht mehr sicher, ob es wirklich das war, was sie immer in ihrem Träumen gesehen hatte, nun da sie sein wahres Gesicht gesehen hatte, das den Anblick eines Engels in die Fratze eines Teufels verzerrte.
In ihr breitete sich langsam mit schmerzlicher Klarheit die Erkenntnis aus, das alles, was sie sich jemals vorgestellt hatte, nicht einmal in die Nähe dieser Wahrheit gelangt war, die sie nun vor Augen sah. Und ebenso schmerzvoll senkte sich das Wissen über sie, dass sie den Keller nicht mehr lebend verlassen würde.
Er stand auf und ging langsam auf sie zu, das Licht der Kerzen tanzte über sein Gesicht, sein wahres Gesicht, welches er ihn nun offenbart hatte und nun auch trug, ein wahrlich diabolisches Lächeln umspielte seine Lippen. Er trat hinter sie, konnte sie riechen und wie ihre Angst sie erfüllte. Seine Hände strichen zärtlich über ihre Wangen, fuhren so sanft über ihren Hals und blieben auf den Schultern liegen. Er lächelte noch immer, als er seine raubtierhaften spitzen Zähne in ihren Hals schlug, um ihr von Angst und Adrenalin erfülltes Blut zu trinken. Es schmeckte so süßlich, um so vieles süßer durch den Terror und die Furcht, welche in ihr Herz eingezogen waren, aber auch die Gewissheit ihres nahenden Todes. Er trank von ihr, genoss diesen Geschmack und den Geruch ihrer Furcht, den sie verströmte so kurz vor ihrem Ende. Mit ihrem letzten Pulsschlag legte er seine Hände um ihren Hals und brach ihr mit einer raschen Bewegung das Genick, danach ließ er ihren Kopf achtlos zur Seite rollen. In ihren Augen war noch immer die Überraschung zu sehen, als er all ihre Träume und Vorstellungen von ihm mit einer einzigen Geste, einem einzigen Wort zerstört hatte.
Zufrieden betrachtete er sein Werk, ein weiteres Kunstwerk, eine weitere Meisterleistung, die er sein eigen nennen durfte. Und eine weitere Seele, welche er mit Freuden gebrochen und deren Illusionen er mit der grausamen und so kalten Realität in tausende Stücke hatte zerbrechen lassen. Und das schöne daran war, dass er nicht einmal viel hatte dafür tun müssen, denn in Wahrheit war sie dies schon längst geschehen und allein ihre Illusion hatte sie dies vergessen lassen.
„Diese Typen habe ich schon oft gesehen. Sie erfinden hübsche Märchen von netten Vampiren, damit sie sich im Dunkeln nicht fürchten.
Sie haben ja keine Ahnung.“
~fin~