Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel oder MGM und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.
Anmerkungen: Die Geschichte ist ein Crossover zwischen X-Men und Poltergeist-The Legacy, in der zwei Männer aufeinandertreffen, die verschiedener nicht sein könnten und dennoch mehr gemeinsam haben, als es den Augenschein hat. Da ich nicht katholisch bin, weiß ich nicht wie üblicherweise eine Beichte abgenommen wird oder vonstatten geht. Allerdings ist dies hier auch keine gewöhnliche Beichte.
Für meine Lieblingspräzeptin und beste Freundin
Sabrina
A tale of belief and faith
by Belladonna
Der Tag war sonnig und so wundervoll wie schon seit Tagen nicht mehr, die Vögel sangen und mehrere Paare wanderten durch den Stadtpark. Sie hielten sich an den Händen und waren glücklich zusammen, ihre erheiterten und strahlenden Gesichter waren Beweis genug dafür, dass sie alles hatten, was sie in ihrem Leben brauchten oder sich je dafür gewünscht hatten und das nur weil sie sich hatten und an sich glaubten, an ihre Beziehung und ihren Partner.
Es waren so viele Paare unterwegs, dass ein einzelner Mann geradezu auffiel, denn er war nicht in Begleitung. Gedankenverloren stand er im Schatten eines großen Baumes und sein Blick war in die Ferne gerichtet, nicht auf ein bestimmtes Ziel. Es schien, als bedrücke ihn etwas, als läge ihm etwas Großes auf der Seele, etwas, das ihn nicht mehr loslassen wollte, nun da es ihn hatte.
Der Mann war hochgewachsen, schlank und hatte ein freundliches Gesicht, helle Augen, die jedoch von Problemen umwölkt waren und tiefe Trauer und Schmerz ausstrahlten. Ein paar Strähnen der dunklen Haare fielen ihm in die Stirn, der Rest war kurz geschnitten. Im großen und ganzen unterschied er sich äußerlich nicht sehr von den anderen Menschen im Park, dennoch schien er so voller Gedanken zu sein, die schwer auf seinem Gewissen lasten mussten, seiner Seele und die außer ihm niemand zu haben schien. Es schien etwas zu sein, dass außer ihm niemanden sonst betraf und auch niemand der anderen Menschen im Park jemals als ein Problem erachten würde, das sein ganzes Leben bestimmen könnte.
Er stand allein, abseits der anderen und vermied es, dass jemand versehentlich mit ihm zusammenstoßen könnte. Denn wenn jemand dies täte, dann wären seine Probleme vermutlich noch größer als sie es ohnehin schon waren. Der Mann trug bequeme Hosen und ein helles Hemd, unter dessen geöffnetem obersten Knopf ein kleines goldenes Kreuz hervorlugte, das der Mann an einer feinen Kette um den Hals trug. Es leuchtete im Licht der Sonne. Der Mann blickte auf und entdeckte die Kirche, die am Rande des Parks stand und hinter den Bäumen majestätisch über den Park und seine Besucher wachte. Geistesabwesend hob er die Hand zu dem Anhänger, den er um den Hals trug und etwas leuchtete in seinen Augen auf. Er trat aus dem Schatten hervor, der ihn bislang umhüllt hatte, doch bevor er einen eigenen verräterischen Schatten von sich selbst werfen konnte, trat er wieder zurück. Erneut hob er den Blick zur großen Kirche vor ihm und traf eine Entscheidung. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete oder in der Nähe war, verschwand er in einer kleinen Wolke aus Rauch und Schwefel, nur um hinter dem Portal in der Kirche wieder zu erscheinen.
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Die Kirche war ruhig und völlig leer. Niemand war an diesem Tag in ihr, um nach göttlichem Beistand zu suchen oder den Rat des Herrn zu erbeten, kein Mensch war gekommen, um für sich selbst oder andere zu beten. Die Kirche war leer bis auf den Priester, der vorne neben dem Altar stand und einige Kerzen anzündete. Auch er war tief in Gedanken versunken, doch es waren nicht etwa neue Probleme, die ihn quälten, sondern vielmehr alte Zweifel, welche noch immer an seinem Gewissen nagten und die er noch nicht auszuräumen vermocht hatte.
Der Priester war groß und schlank, seine hellbraunen Haare waren ordentlich gekämmt und seine braunen Augen gedankenverloren. Er trug die klassische Tracht für einen katholischen Priester, die schwarze Uniform mit dem weißen Kragen.
Obwohl Boston zwar nicht seine Heimat war, so war doch da die Kirche für ihn zu einer zweiten Heimat geworden. Es für ihn gleich, ob sich diese in Boston, San Francisco oder seiner Geburtsstadt in Irland befand. Er würde dorthin gehen, wohin auch immer der Herr ihn leitete und sein Glauben ihn entsandt, und wo auch immer dies sein würde, so würde er doch im Hause Gottes ein Zuhause finden.
Es war still in der Kirche, doch plötzlich spürte Pater Phillip Callaghan etwas. Er konnte es nicht erklären, doch es war als hätte er etwas gefühlt und er hob den Kopf. Der Priester drehte sich um, als er glaubte, etwas in der Kirche gehört zu haben. Doch die Kirche war bis auf ihn und den heiligen Geist völlig leer. Phillip schüttelte den Kopf und wandte sich seiner Arbeit wieder zu, die erloschenen Kerzen am Altar wieder zu entflammen. Er musste sich wohl geirrt haben und hatte sich dies sicherlich nur eingebildet, dachte er so bei sich denn außer ihm war wirklich niemand anwesend. Aber er war sich so sicher gewesen, etwas in der Kirche gehört zu haben, dass jemand gekommen war, Rat beim Herrn zu suchen oder in seinem oder ihrem eigenen Glauben. Erneut hörte er ein leises Geräusch und als er sich ein zweites Mal umdrehte, so sah er gerade noch, wie sich der Vorhang zum Beichtstuhl an der Seite des Kirchenschiffes schloss. Jemand war doch in die Kirche gekommen und suchte nach Beistand und Erlösung im Glauben, dachte Phillip erfreut. Er war froh, für jede der verlorenen Seelen ein Hilfe sein zu können, die zu ihm kamen und er hoffte auch diesmal etwas ähnliches erreichen zu können, obwohl er noch immer seine eigenen nagenden Zweifel in seinen Gedanken besaß.
Phillip blies das Streichholz aus und legte es an beiseite. Dann strich er sich das schwarze Hemd glatt und betrat auf seiner Seite den Beichtstuhl. Auf der anderen Seite saß jemand, der seine Vergebung und die des Herrn in der Beichte suchte, da mussten seine persönlichen Probleme eben zurückstehen und bis später warten. Als er im Beichtstuhl Platz genommen hatte, schob er die Trennwand beiseite, so dass nur noch die kleine gelochte Abtrennung des Fensters zwischen den beiden Kabinen blieb und wartete darauf, dass der andere zu sprechen begann.
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Als der Mann hinter dem Portal in der Kirche wieder materialisierte, so hatte er nicht damit gerechnet, dass jemand in der Kirche sein würde. Er hatte vielmehr gehofft, sie sei verlassen an diesem Mittag, doch als er den Pater am hinteren Ende des Mittelganges erblickte, der direkt vor dem Altar stand, so war er sich nicht mehr so sicher, dass es das richtige gewesen war, das er getan hatte. Er hatte einzig und allein den Frieden in einem Gebet gesucht, die Erleichterung, welche er immer empfunden hatte wenn er zum Herrn betete. Sein Glaube in seine Gnade war alles, das ihn von seinen Zweifeln und der inneren Unsicherheit befreien konnte, so wie er es schon oft getan hatte als er sich zuvor in die Stille der Kirche zurückgezogen hatte um nach Erlösung durch seine Gebete zu suchen. Doch nicht an diesem Tag, denn an diesem Tag war alles anders.
Als er den Pater gesehen hatte, war sein erster Gedanke gewesen, wieder zu verschwinden, doch dann stählte er sich innerlich und entschied sich zu bleiben. Anschließend vergewisserte er sich, dass er noch immer das Erscheinungsbild hatte, wie im Park und der Holoprojektor nicht beschädigt worden war. Der Holoprojektor war das einzige, dass es ihm erlaubte sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, ohne die Angst, die sonst sein ständiger Begleiter war. Hank hatte ihm versichert, dass das Gerät von den besten Wissenschaftlern entwickelt worden war und daran angepasst sei, nach einer Teleportation fehlerlos zu funktionieren, doch Kurt vergewisserte sich jedes Mal, dass es noch immer intakt war. Er fürchtete die Konsequenzen dessen, was geschehen würde, wenn er in seiner wahren Gestalt auf der Straße erkannt werden würde, als das was er wirklich war und er fürchtete das, was dann geschehen könnte. Obgleich er selbst es akzeptiert hatte, wie sein Erscheinungsbild in Wahrheit aussah, so wusste er auch, dass es noch immer Menschen gab, die sich davor fürchteten, und ihn sogar dafür verfolgen würden, vielleicht sogar mehr. Er wusste, dass es genug Leute gab, die so etwas taten.
In seinem Inneren spürte Kurt Wagner dennoch, dass er aber auch den Wunsch hatte, mit jemandem zu reden. Er musste mit irgendjemandem anderen reden, denn seine Teamkollegen, seine Freunde waren zwar wie er, dennoch konnte waren sie nicht die richtigen Personen hierfür um mit ihnen über seine Ängste sprechen, die er zuweilen verspürte.
Wie schon viele Male zuvor wollte er seinen Frieden und Erlösung im Gebet suchen und dadurch das Gespräch mit Gott, doch heute entschied er sich dagegen. Er bemerkte, dass der Pater sich umdrehte, er musste ihn wohl gehört haben, als er in die Kirche teleportierte. An der Seite der Kirche entdeckte er den Beichtstuhl und er konzentrierte sich erneut. Kurz darauf verschwand er in einer leisen Wolke aus Rauch und Schwefel und materialisierte vor dem Beichtstuhl. Nun hatte er keinerlei Möglichkeit einfach nur allein in der Kirche zu sitzen und zu beten, doch er suchte diese Chance so dringend. Kurt beeilte sich hinter dem Vorhang des Beichtstuhles zu verschwinden, bevor ihn der Pater bemerken würde.
Im Halbdunkel der Kammer des Beichtstuhles, wo er sicher war, dass niemand ihn sehen oder stören würde, deaktivierte er seinen Holoprojektor. Der junge Mann mit den dunklen Haaren und den traurigen hellen Augen verschwand und es war, als habe er niemals existiert. An seiner Stelle stand nun ein Mann, der nahezu mit den Schatten verschmolz und in ihnen verschwand. Er trug noch die gleiche bequeme Kleidung, die der andere Mann getragen hatte, doch wo das Hemd aufhörte und die Haut zu erkennen war, war Fell zu erkennen. Überall wo die Kleidung seinen Körper nicht versteckte, sah man, dass sein Körper war von einem kurzen blauen Fell bedeckt, am hinteren unteren Ende seines Rückens war ein kleines Loch in die Hose geschnitten worden, wo nun Kurts Schwanz herausragte, endend in einer Spitze, welche die Form eines Pfeils hatte. Er hatte große gelbe Augen und die Ohren liefen an ihren Enden zu Spitzen zusammen. Hätte er gelächelt, so hätte er womöglich seine spitzen Fangzähne entblößt. Als er erneut das Kreuz um seinen Hals mit der Hand berührte, so sah man, dass er an beiden Händen nur jeweils drei Finger hatte, seine Füße waren ähnlich geformt.
Kurz gesagt, er sah aus wie ein Teufel und wäre er außerhalb des Beichtstuhles in seiner wahren Form ohne das holographisch erzeugte Bild angetroffen worden, so hätte ihn der gute Pater sicherlich für genau das gehalten, ein Geschöpf der Hölle und vielleicht sogar ein Dämon oder etwas ähnliches. Doch Kurt war keines von dem. Er war so menschlich wie der Pfarrer selbst, und dennoch war er anders. Er unterschied er sich von ihm aufgrund einer Mutation in seiner DNA, einer Mutation, die ihm dieses Erscheinungsbild seit seiner Geburt und später die Fähigkeit zu teleportieren beschert hatte.
Aber hier in der Abgeschiedenheit des Beichtstuhles, da wollte er nicht in einer Verhüllung vor Gottes Antlitz treten, obgleich er genau wusste, dass Gott ihn immer als das erkannte was er war und ihn mit offenen Armen empfing, egal, wie er aussehen mochte. Kurt war sich unsicher, was er nun tun sollte, wie er mit seinem Gebet beginnen sollte, da seine Probleme und die Zweifel erneut überhand nahmen und überwältigten. Er musste die Klarheit wiederfinden, dass alles was er tat, das war, was er tun sollte.
Kurt war so tief in Gedanken versunken, dass er überhaupt nicht hörte, wie der Vorhang der anderen Kabine vorgeschoben wurde. Erst als der Pater die Trennwand öffnete, bemerkte er, dass er nicht länger allein war. Der Pater hatte ihn wohl gesehen, gesehen wie er den Beichtstuhl betreten hatte und war gekommen, um seine Beichte anzuhören. Nun er hatte viel zu beichten und eigentlich doch nichts, doch wie konnte er das dem Priester erklären, diesem Mann Gottes, der womöglich seine Probleme überhaupt nicht verstand? Die Zweifel blieben und Kurt war dankbar dafür, dass das Fenster lediglich kleine Löcher hatte, so dass der Priester auf diese Art ihn nicht direkt sehen konnte, obwohl er es immer für nicht ganz richtig gehalten hatte, dass man eigentlich einem Verborgenen beichtet, jemandem seine Seele anvertraut, den man nicht kennt und man aber so weit vertraut, ihm den Segen des Herrn und die Absolution zu erteilen. Einem Menschen, der so viel Glauben an einen hat, obwohl man selbst dabei im Verborgenen bleibt. Wie konnte der Priester da sehen, ob es der Beichtende wirklich ernst und ehrlich meinte mit seiner Reue und Beichte oder man selbst wissen, dass es der Pater mit seinem Segen ebenfalls ehrlich war? Kurt war sich da auch nicht so ganz sicher, doch er glaubte daran. Vielleicht lag es alles wirklich nur im Glauben an Gott, in die Dinge und sich selbst, dachte Kurt bei sich, daran dass sie so waren, wie sie waren. Der Pater saß einfach leise auf seiner Seite und wartete. Kurt atmete tief durch, dann nahm er allen Mut zusammen und begann zu sprechen, wirklich dankbar für das Versteck vor den Augen des Paters, das ihm das Fenster zwischen den beiden Kammern gab.
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„Vergeben Sie mir, Vater, denn ich habe gesündigt“, begann Kurt mit den traditionellen Worten eine Beichte zu beginnen. Doch er war nicht ganz sicher, was er zu beichten hatte. Hatte er überhaupt etwas zu beichten außer dass er der war, der er war? Er war so voller Zweifel in diesem Moment, dass er einfach nicht mehr weiter wusste und er wollte sich mit all seinen Problemen und den Zweifeln, die er fühlte an den Herrn wenden. Er wollte geistigen Beistand von Gott und seinem Glauben erbeten, so wie er es schon immer getan hatte.
„Wenn Sie aufrichtig und aus tiefstem Herzen bereuen, mein Sohn“, erwiderte Phillip auf der anderen Seite der Wand und atmete tief ein, „dann wird Ihnen auch vergeben werden.“
Ungesehen von Phillip seufzte Kurt leise auf der anderen Seite und ließ die Schultern ein wenig hängen.
„Ich...ich habe Zweifel, Vater“, begann er schüchtern, seine Stimme hatte einen starken deutschen Akzent. Er war unsicher darüber wie er anfangen sollte, alles zu erklären. Wie um alles in der Welt sollte er auch dem Priester auf der anderen Seite der Wand erklären, welche Probleme er in seinem Leben entgegenzutreten hatte, welche Barrieren er zu überwinden hatte nur wegen dem was er war; wie konnte er das einem normalen Priester nur begreiflich machen? „Ich weiß nicht mehr, ob das, was ich tue auch das richtige ist.“
„Aber wenn Sie daran glauben“, entgegnete Phillip freundlich, „dann ist es immer das richtige.“
Phillip spürte die Unsicherheit in dem anderen Mann wachsen, so wie er auch die seinen sich steigern fühlte. Er war sich nicht ganz sicher ob er wirklich in der Lage war diesem Mann zu helfen, ihm Hilfe oder einen Rat anzubieten.
„Und was, wenn ich nicht mehr weiß, ob ich überhaupt noch daran glaube, Vater?“ fragte die Stimme leise von der anderen Seite, deren starker Akzent Phillip ein wenig an Derek erinnerte. Doch Derek war niemals unsicher gewesen über etwas, jedenfalls nicht dass Phillip davon wusste.
Phillip war sich unsicher, wie er darauf antworten sollte, unsicher ob er wirklich einen Rat geben konnte. Aber er wollte es wenigstens versuchen.
„Wenn Sie nicht mehr glauben würden, dann wären Sie doch nicht hier zur Beichte, habe ich nicht Recht?“
„Ja, schon“, antwortete der Mann zögernd von der anderen Seite und Phillip spürte, wie der Mann auf der anderen Seite nervös auf dem Stuhl herumrutschte. „Aber es ist nicht direkt mein Glauben an die Kirche, den ich in Frage stelle, nicht nur jedenfalls. Sondern es ist auch die Frage meiner Ansichten und Ideale, deren Richtigkeit ich immer mehr anzweifle.“
Phillip wusste nicht genau, wie er darauf antworten sollte, er fühlte, wie er tief durchatmete in der Seite des Beichtstuhles dessen Luft heiß und stickig geworden war und sich gegen die Wand lehnte. Es war offensichtlich für ihn nun, dass er hier jemanden vor sich hatte, der sich an einem Scheideweg in seinem Leben befand und er konnte dies sehr gut nachempfinden. Auch er selbst hatte sich oft genug an diesem Scheideweg in seinem eigenen Leben befunden und Phillip war sich selbst auch nicht ganz sicher, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er war sich nicht so ganz sicher gewesen, ob sie die richtigen gewesen waren und ob die Dinge, für die er sich entschieden hatte, auch wirklich die richtigen gewesen waren. Doch er hatte seinem Herzen folgen müssen, seinem Glauben und das war doch richtig so, oder nicht? Allerdings, wenn es dies wirklich war, warum musste er es sich dann immer wieder sagen um es zu glauben?
Phillip hatte sich schon immer gefühlt, als stünde er zwischen zwei Fronten, den beiden Fronten seines Lebens und das tat er seit er sich erinnern konnte. Als er noch jünger gewesen war, hatte ihn die Kirche immer schon fasziniert, der Glauben daran, das der Herr den Menschen Frieden bringen konnte und daran, dass es durch die Gnade des Herrn eine bessere Welt geben würde. In seiner Heimat, dem durch manchmal bürgerkriegsartige Zustände zerrissenen Irland, da wünschte er sich so sehr, dass es diese bessere Welt geben würde und er konnte nicht verstehen, warum sich die Umstände so ergeben hatten, wenn es doch einen Gott gab. Wie konnte er nur dulden, dass so etwas geschah? Er war noch ein Kind gewesen und verstand nicht alles, doch was er verstand war, dass man sich des Glaubens wegen stritt. Mit der Zeit war Phillip dann herangewachsen und hatte die Ursachen für den ständigen Streit gelernt, doch er hatte sie niemals verstanden und wenn er nun darüber nachdachte, tat er es noch immer nicht.
Er hatte sich für die Kirche entschieden, für den Dienst für den Herrn und er glaubte fest und mit ganzem Herzen an das, was er tat. Phillip glaubte daran, damit etwas bewirken zu können, eine Veränderung herbeirufen zu können wenn er sich nur seinen Glauben bewahrte, doch je mehr Zeit verstrichen war, desto mehr schwand diese Illusion als er erkannte, dass sich nichts ändern würde, solange die Fronten noch so verhärtet waren. Egal was er tun würde. Er wollte so sehr den Menschen helfen, all diesen anderen Menschen, doch er hatte erkennen müssen, dass egal was er tat und so sehr er sich auch anstrengte, sich nichts ändern würde und es hatte ihn in eine schwere Krise seines Glaubens geworfen. Her hatte seinen Glauben angezweifelt, all die Dinge, die er durch ihn glaubte bewirken zu können, ja sogar den Herrn hatte er zu dieser Zeit angezweifelt, wie konnte er es auch nicht hatte glauben können, wie ein Gott so etwas zulassen konnte und noch viel mehr, es zuließ, dass es andauerte.
Dann jedoch hatte er eine neue Aufgabe gefunden, den Menschen zu helfen, denen er sich immer schon so verbunden gefühlt hatte, etwas an das er erneut glauben konnte. Er bekam eine zweite Chance diese tun zu können, als Mitglied des Legates, einer Organisation, die sich geschworen hatte, Unschuldige gegen Dinge zu verteidigen, von denen er zuvor noch nie etwas gehört hatte. Diese Organisation beschützte und verteidigte Menschen, die ihre Hilfe benötigten gegen Dämonen, Geister oder andere übernatürliche Phänomene, die damit zu tun hatten. Phillip hatte sich glücklich gefühlt, diese Möglichkeit zu erhalten, denn dadurch konnte er wieder den Menschen dienen, und ihre Seelen auf diese Weise retten. Er hatte einen neuen Glauben in seinem Leben gefunden, denn wenn der Herr nichts gegen diese Gefahren tun konnte, so wollte er seinen Beitrag dazu leisten. Er hatte den Glauben an seine Arbeit wiedergefunden und einen Platz, an den er gehörte.
Später allerdings war er sich nicht mehr so ganz sicher, darüber, ob es richtig gewesen wäre, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, die Kirche zu verlassen und ob er diese Verantwortung übernehmen konnte, vollwertiges Mitglied des Legates zu sein. Seine alten Zweifel kamen wieder in ihm hoch, als er begann die Richtigkeit der Arbeit anzuzweifeln. Er war sich nicht sicher, ob er etwas bewirken konnte, denn auch hier sah er keine Veränderung durch seine Arbeit. Seine alten Zweifel erschienen erneut, nagender als zuvor und begannen sich ihren Weg in seinen Verstand und sein Herz zu erkämpfen als er seine Arbeit für das Legat anzuzweifeln begann, ihre Richtigkeit.
Er hatte das Legat zu verlassen und wandte sich wieder der Kirche zu, versuchte Trost und Verständnis in seinem Glauben wiederzufinden und fand auch Erlösung in seinen Gebeten. Phillip hatte damals das Legat verlassen, um sich wieder der Arbeit für die Kirche und seiner Gemeinde zu widmen, da er glaubte, so den Menschen und ihren Seelen so am besten helfen zu können. Er glaubte ihnen ein besserer Diener sein zu können, wenn er sich mit seinem ganzen Herzen nur ihnen widmete und so mehr erreichen könnte als durch seine Arbeit beim Legat, doch seine Verantwortung für eben dieses ließ ihn nicht allein, als ihn seine Vergangenheit wieder einholte.
Er wusste noch genau, wie es da gewesen war und Phillip seufzte leise als er sich daran erinnerte, wie hin und hergerissen er sich gefühlt hatte, zwischen der Arbeit für die Kirche und die Gemeinde und der für das Legat und wie er damit zu kämpfen hatte, die beiden unter einen Hut zu bekommen, die Verantwortung für beides zu übernehmen. Und vor allem erinnerte er sich daran, dass er kläglich gescheitert war.
Phillip lehnte sich stärker an die Wand in der Dunkelheit des Beichtstuhles, seine Gedanken kreisten um seine damaligen Zweifel und die inneren Kämpfe, die er damals mit seinem Herzen und Gewissen auszufechten hatte wegen seiner Entscheidung. Er hatte sich damals nicht entscheiden wollen ob er bei der Arbeit für das Legat verbleiben oder ob er sine Arbeit für die Gemeinde wieder aufnehmen sollte. Er fühlte den Kampf noch immer, konnte ihn in seinem Herzen spüren, diese zweigeteilte Verantwortung, die er vor seinem Gewissen zu verantworten hatte, der Arbeit für das Legat und die für die Kirche. Er hatte nicht damit leben können, beide zu haben, so hatte er eine Entscheidung treffen müssen. Er war sich nie ganz sicher gewesen, welche der Arbeiten wichtiger war, welche es verdiente, bevorzugt zu werden und auch war er sich niemals sicher gewesen, ob er diesbezüglich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Phillip war sich nicht sicher ob der andere Mann noch etwas gesagt hatte, er war so in seinen eigenen Gedanken versunken gewesen, dass er sich ein wenig dafür schämte. Hier war ein Mann, der ihm beichtete, der seine Hilfe benötigte und erflehte und er war nur in seinen eigenen Gedanken gefangen, doch etwas, das der andere Mann gesagt hatte, hatte ihn veranlasst sich daran zu erinnern.. Als er sich nun im Halbdunkel seiner Hälfte des Beichtstuhles umblickte, rief er sich die Wort des anderen in sein Gedächtnis zurück. Er war nicht nur sein Glauben gewesen, den er angezweifelt hatte sondern auch seine Ideale. Phillip erkannte nun, dass er damals dieselben Gedanken gehabt hatte. Es war das Zögern in der Stimme des anderen gewesen, dass ihm diese Erinnerungen zurückgebracht hatte, denn er hatte genau das gleiche gefühlt. Dieser Mann hatte offensichtlich ein ähnliches Problem wie er auch gehabt hatte. Dieser Mann, für ihn ein völlig Fremder war zu ihm gekommen auf der Suche nach einem Rat, Beistand durch seinen Glauben und Phillip war der einzige, der ihm dies geben konnte. In seiner Arbeit war es ihm stets um die Menschen gegangen, sei es beim Legat oder dem Dienst für die Kirche gewesen und nun, da er diesem Fremden gegenübersaß, der sich ihm anvertraute, ohne dass er ihn gesehen hatte, da wusste er, dass dies der bessere, nein der beste Platz war, um zu helfen. Und er wusste genau, was er dem Mann sagen konnte, denn es war das gleiche, das man ihm einst gesagt hatte und das auch ihm geholfen hatte.
„Wenn Sie nur mit Ihrem Herzen daran glauben, dann wissen Sie dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben“, sagte er nach einer Weile. „Dann werden Sie auch genau wissen, wie Sie sich wegen Ihrer Ideale und Ihres Glaubens entscheiden müssen.“
Kurt fuhr sich mit seiner dreifingrigen Hand durch die Haare, nervös befeuchtete er seine Lippen. Vielleicht hatte der Priester ja Recht und er brauchte nur die Antwort in seinem Herzen finden. Doch wie konnte der Priester wissen, wie sein Leben aussah, dass es keinen Unterschied machte, wie viele Kämpfe er ausgetragen hatte, denn er wurde noch immer gemieden für das, was er war und durch seine dämonengleiche Erscheinung repräsentierte.
„Vielleicht haben Sie Recht. Aber ich bin unsicher, Vater“, sagte Kurt so leise, dass ihn Phillip beinahe nicht gehört hätte. „Doch was ist, wenn nichts was ich tue auch nur den geringsten Unterschied macht? Ich versuche alles, um etwas zu verändern, doch nichts hat sich geändert und ich weiß nicht mehr, ob es das alles noch wert ist, weiterzumachen. Vielleicht kann ich nicht länger an all dies glauben. Was ist, wenn mein Herz die falsche Entscheidung für mich trifft, weil es nicht mehr daran glauben kann?
Phillip dachte darüber eine Weile still nach. Er fühlte sich irgendwie mit dem Mann verbunden, denn er selbst hatte sich dieselbe Frage unzählige Male gestellt. Er hatte sie sich das erste Mal gestellt, als er die Kirche verlassen hatte, um dem Legat beizutreten und dann wieder als er es zum ersten Mal verlassen hatte um sich wieder dem Dienst an der Kirche und der Gemeinde zu widmen. War es damals wirklich die richtige Entscheidung gewesen zu gehen und wieder in den Kirchendienst zurückzukehren, seinem Dienst an ihm? Konnte er wirklich etwas verändern oder was, wenn es ohne Bedeutung war? Konnte er wirklich mit ganzem Herzen wieder dabei sein und daran glauben? Er hatte sich die gleiche Frage erneut stellen müssen, als er dem Legat wieder beigetreten war. Konnte er wirklich etwas verändern, durch seine Arbeit für die Kirche und nun noch durch seine erneute Arbeit für das Legat indem er seine ganze Energie beiden schenkte? Er wusste, dass er immer nur den Menschen hatte helfen wollen und er hatte herausgefunden, dass er dies durch beide Tätigkeiten erreichen konnte. Allerdings konnte er dies weitaus besser tun, durch seine Arbeit für die Gemeinde und genau deswegen war er erneut gegangen, er hatte das Legat erneut verlassen und war zu seiner Arbeit bei der Kirche zurückgekehrt. Sein Herz und sein starker Glaube hatten ihm dies geraten und er hatte es getan. Die Vorwürfe der anderen, besonders die von Nick hallten noch immer in seinen Ohren nach, er könne sich nicht für eine Seite entscheiden und sei so nur mit halbem Herzen bei der Sache gewesen. Er habe sie im Stich gelassen, wieder und wieder und das nur weil er sich nicht ganz sicher war, wie er seine Arbeit am besten erledigen konnte. Würde ihm dies auch mit seiner Arbeit für die Kirche wieder geschehen?
„Das müssen Sie für sich selbst entscheiden“, antwortete Phillip freundlich und lächelte dabei. Für sich selbst fügte er in Gedanken hinzu, dass er es auch so hatte tun müssen. „In Ihrem Glauben, Herzen und Gewissen. Dann werden die anderen das auch erkennen können.“
„Doch ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird. Was, wenn man niemals mich erkennen kann, egal was ich auch dafür tue“, sagte Kurt leise und mit großer Trauer in seiner Stimme. Er schloss seine Augen. „Egal was ich auch tue, sie werden mich immer nur als das ansehen, das ich durch mein Äußeres repräsentiere, niemals den Menschen, der ich bin. Und egal wie stark mein Glauben auch sein mag, dies wird sich wohl auch niemals ändern.“
Kurt blieb danach für eine ganze Weile still. Er dachte über sein Leben nach, darüber wie ihm die Leute auf der Straße begegneten wenn sie ihn in seinem normalen Äußeren sahen und er blickte auf seine Hände hinunter, auf die drei blauen Finger, die er in seinem Schoß gefaltet hatte. Sie erinnerten ihn an das, wie andere Menschen ihn sahen, wie es auch sein Spiegelbild tat. All die anderen Menschen sahen nur sein äußeres, wie er aussah und aus diesem Grund nur einen Dämon sahen, den Mutanten, der er war und niemals mehr. Kurt erinnerte sich noch immer äußerst schmerzhaft daran, dass ihm die Menschen in dem kleinen bayerischen Dorf aus dem er kam, einen Pflock durchs Herz hatten treiben wollen um das Monster zu töten, das sie in ihm sahen. Und nur weil er anders war als sie.
Und noch immer konnten die meisten Menschen nur sein Äußeres sehen und das stempelte ihn schon von weitem sichtbar als Mutanten ab, als böse Laune der Natur so wie das die Mehrzahl der Menschen sahen.
All die Anstrengungen, die er und auch die anderen X-Men dafür unternahmen, akzeptiert zu werden waren vergeblich, bedeutungslos, denn noch immer wurden Mutanten diskriminiert und ausgestoßen dafür, wie sie geboren wurden, für etwas auf das sie keinerlei Einfluss hatten. Alles was er in seinem Leben getan hatte, all die Kämpfe die er für die Gleichberechtigung und Toleranz ausgefochten hatte, waren fruchtlos geblieben und noch immer konnten die normal aussehenden Menschen nur sein Äußeres in ihm sehen, niemals sein Inneres, den Mann, der er war, der Mensch, den er ihnen allen so gerne auch zeigen und deutlich machen wollte.
Kurt war schon immer ein guter Katholik und sehr gläubiger Mann gewesen. Er hatte sich immer mit der Frage nach dem Warum beschäftigt und hatte dafür Antworten im Glauben an die Kirche gesucht. Anders als bei seinen Teamkollegen war seine Mutation bereits beim Augenblick seiner Geburt deutlich erkennbar und das hatte ihn zu einem Außenseiter gemacht. Entgegen zu vielen anderen Mutanten, bei denen sich ihre Mutation und ihre Kräfte erst mit Eintreten der Pubertät bemerkbar machen war seine schon bei seiner Geburt zu deutlich sichtbar.
Vielleicht war das auch der Grund dafür gewesen, dass ihn seine Mutter kurz nach der Geburt ausgesetzt hatte, aber er hatte Verständnis gezeigt und in seinem Herzen Vergebung gefunden, die ihn sein Glauben gelehrt hatte. Als er später jedoch den wahren Grund erfuhr, hatte es seinen Glauben und seine Welt erschüttert. Seine Mutter hatte ihn wegen seinem Äußeren ausgesetzt, doch nicht weil er dadurch ein Mutant war sondern vielmehr weil durch die Geburt des Monsterbabys ihr eigenes Geheimnis aufgedeckt worden war, dass sie ebenfalls eine Mutantin war. Kurt hatte da schon längst seine Zuflucht im Glauben gefunden und noch immer Vergebung gezeigt, dennoch verstand er es nicht. Es hatte ihn nur noch mehr verwirrt. Als er noch jünger war und im Zirkus aufgewachsen war, einem Ort, an dem sich niemand darum geschert hatte, wie er aussah und das Publikum es als Kostüm abgetan hatte, hatte er wohl bemerkt, dass er sich von den anderen unterschied. Dies tat er jedoch nur äußerlich, denn in seinem Inneren war er genau so menschlich wie die andern auch und auch er besaß ein Herz und eine Seele, die beide jedes Mal erneut schmerzhaft getroffen wurden, wenn er erneute Zurückweisungen und Spott aufgrund seines Aussehens ertragen musste, aufgrund dessen, was er war – ein Mutant.
Er hatte Erlösung darin gesucht, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hatte und sie mit offenen Armen empfing, egal welches Äußere sie haben mochten. Er war derjenige, der in ihre Seelen schauen konnte und dort sah, wie sie in Wirklichkeit waren. Es hatte ihm und seinem Herzen Frieden gegeben, Trost gespendet, dass es egal wie er auch immer aussehen mochte, einen Gott gab, der ihn so annahm, wie er war und dass dieser Gott einen Grund gehabt haben mochte, ihn so geschaffen zu haben, wie er war. Kurt hatte immer daran geglaubt und daran, dass er nur stark in seinem Glauben sein und sich anstrengen musste, dann würden die anderen Menschen dies auch erkennen und ihn vielleicht endlich so sehen, wie er wirklich war. Kurt hatte immer alles getan, damit die anderen auch ihren Glauben daran wiederfinden würden, dass man in die Seele der anderen Menschen blicken musste, nicht nur auf ihr Äußeres. Und er hatte viele Kämpfe dafür bestreiten müssen, nicht nur für Anerkennung und gegen die Vorurteile der anderen. Er hatte sie auch für eben diese normal geborenen Menschen bestritten, die ihn so hassten und verachteten, hatte sie in seinem Leben vor Gefahren bewahrt, die ihnen wahrscheinlich nicht einmal bekannt waren. Kurt hatte niemals nur für sich selbst gekämpft sondern auch für die anderen und er hatte es niemals bereut.
Doch was wenn alles vergeblich gewesen war? Was wenn all die Mühen und Anstrengungen völlig umsonst waren und sie niemals etwas ändern würden? Bis jetzt jedenfalls hatte sich nichts in diesen Menschen geändert und Kurt begann sich zu fragen, ob dies jemals der Fall sein würde. Was war, wenn die Menschen niemals daran glauben konnten, dass auch er nur ein Mensch wie sie war und sie ihre Vorurteile niemals überwinden konnten, sie ihn immer für das was er war hassen würden, für etwas wofür er genauso wenig konnte, wie die anderen dafür, normal geboren worden zu sein. Er begann sich zu fragen of all das, was er jemals getan und erreicht hatte überhaupt etwas zählte, wenn all das absolut unwichtig war und sie niemals etwas anderes in ihm sehen würden und konnten, als einen verabscheuungswürdigen Mutanten. Und er begann, entgegen seines immer so starken Glaubens, wie er einfach nur zusehen konnte und es geschehen ließ. Wenn er keine Veränderung bewirken konnte, nichts ändern konnte, wie sollte Kurt selbst dies dann erreichen?
„Sie müssen einfach nur daran glauben, an sich und auch an die anderen“, sagte Phillip nach einer Weile. Es war still geworden auf der anderen Seite des Beichtstuhles und er war sich nicht ganz sicher, ob der Mann noch da war. Allerdings hatte er ihn nicht gehen hören und es war nicht üblich, eine Beichte einfach so zu verlassen. „Wenn Sie einfach nur daran glauben, in den Herrn vertrauen und vor allem in sich selbst, in Ihren Glauben, dann werden Sie den Weg schon finden, in ihn Ihrem Herzen spüren. Wenn Sie wieder an sich selbst glauben können, dann werden Sie auch die anderen Menschen davon überzeugen können, hinter Ihr Äußeres zu blicken und Sie als den Menschen zu sehen, der Sie wirklich sind.“ Phillip hatte mittlerweile das Gefühl, dass der Mann keinesfalls wegen einer Beichte in die Kirche gekommen war, denn er sah nichts was es zu beichten gab. Stattdessen glaubte er vielmehr, dass er gekommen war, um zu beten und höheren Beistand gesucht hatte, dass er einfach nur jemanden benötigte, mit dem er über alles reden konnte. Genauso, wie auch er jemanden zum Reden gesucht hatte, als er hinter der Mauer aus Zweifeln nicht mehr den rechten Weg gesehen hatte. Er konnte es in dem anderen auch spüren und er selbst war froh gewesen, jemanden gehabt zu haben, der ihn verstand und der ihm einfach nur zuhörte. Phillip wollte eben diese Person für den Mann sein, doch aus welchem Grund sollte sich der andere hierfür die Abgeschiedenheit und Isolation des Beichtstuhles aussuchen und war nicht direkt zu ihm gekommen?
„Ich denke nicht, dass Sie wegen einer Beichte gekommen sind, sondern eher weil Sie einfach nur jemanden gebraucht haben, mit dem Sie reden konnten und ich möchte dass Sie wissen, dass ich ein offenes Ohr für Sie habe, für Ihre Probleme. Wenn Sie einfach nur darüber mit mir reden wollen“, schlug er vor um das Eis zu brechen und beugte sich leicht vor, „dann können wir uns auch im Pfarrhaus zusammensetzen und...“
„Nein!“ unterbrach ihn Kurt heftig und Phillip konnte die aufsteigende Panik in der Stimme des anderen bei seinem Vorschlag hören. Warum sollte er wohl den direkten Kontakt mit ihm scheuen? Phillip konnte sich des Gefühles nicht erwehren, dass der andere auf der gegenüberliegenden Seite des Beichtstuhles ihm nicht ganz die Wahrheit über den Ursprung seines Problems sagte, doch er wollte ihn keinesfalls bedrängen. Als Priester wusste Phillip sehr wohl die Privatsphäre anderer zu respektieren.
„Ganz wie Sie wünschen, aber Sie können jederzeit zu mir kommen“, bot Phillip ihm stattdessen an, sichtlich verwirrt über die Reaktion des anderen. Er hatte gedacht, das Problem des Mannes auf der anderen Seite verstanden zu haben, doch gleichzeitig war er sich dessen nicht mehr so sicher.
Offensichtlich wurde er von anderen aufgrund seiner Erscheinung gemieden doch Phillip kannte den Grund hierfür nicht. Dieser Mann hatte aus diesem Grund wohl seinen Glauben in die Menschheit verloren und zweifelte nun an sich selbst. Wahrscheinlich hatte er alles in seiner Macht stehende getan, um anderen zu helfen und erntete nun den Dank dafür. Er war wohl ein sehr religiöser Mensch, denn sonst wäre er nicht hierher in die Kirche gekommen.
Nun schien es jedoch, dass er den Glauben an die Menschen deswegen verloren hatte, dass sie ihn, trotz allem was er tat, noch immer gleichermaßen behandelten und er musste verzweifelt nach einer Antwort dafür suchen. Wie konnte jemand nur damit leben, ununterbrochen gemieden und diskriminiert zu werden, nur seines Äußeren wegen, dachte Phillip traurig, doch er wollte auch die Wünsche des Mannes respektieren. Allerdings wollte er ihm auch Hilfe und Erlösung anbieten, sowie seinen Beistand. „ Wenn Sie darüber reden wollen, werde ich immer ein offenes Ohr haben“, wiederholte Phillip. „Ich verspreche es Ihnen.“
„Danke“, sagte Kurt leise und bedankte sich bei dem Priester für sein Verständnis. Er war noch immer ein wenig beschämt über seinen kurzen Ausbruch doch dann blickte er im Halbdunkel auf seine Hände hinab. Der Priester wusste nicht, wie er in Wirklichkeit aussah. Ob er noch genauso freundlich zu ihm wäre, wenn er wüsste, dass sein gesamter Körper mit blauem Fell bedeckt war, er einen Schwanz hatte und nur drei Finger an jeder Hand, dass er wie ein Dämon aussah wenn nicht der Teufel persönlich für manche Menschen? Kurt fragte sich dies wirklich, doch dann rief er sich zurück, dass er mit einem Priester sprach und er vertraute auf dessen gute und ehrliche Absichten.
Doch dennoch fragte er sich noch immer, ob er ihn wohl genauso behandeln würde, wenn er wüsste, wie er tatsächlich aussah.
Kurt hatte oft genug die Blicke der anderen Menschen gesehen, die ihn so voller Abscheu und Hass anblickten, nur dafür was er war und wie er aussah und er war sich sicher, dass auch der Pfarrer auf der anderen Seite des Beichtstuhles ihn vielleicht für einen Dämon halten würde, der normal aussehende Priester, den er kurz in der Kirche gesehen hatte, als er hinein teleportiert war. Er seufzte leise. Er musste anfangen an jemanden zu glauben und warum sollte er nicht mit dem Priester beginnen. Er fühlte, dass er ihm vertrauen konnte, sich ihm anvertrauen konnte. Dennoch wollte er ihm sein Gesicht nicht zeigen, noch nicht.
Er erinnerte sich daran, dass der Professor ihn vor dem wütenden Mob in seiner Heimatstadt gerettet hatte, der ihn pfählen wollte, nur weil sie den Dämon als den sie ihn ansahen vernichten wollten. Der Professor hatte ihm ein Zuhause angeboten, einen Platz an dem er zuhause sein konnte und an dem er willkommen war.
Obgleich der Professor auch ein Mutant war, wie auch seine Teamkollegen und Freunde so hatte er dennoch in der Villa ein neues Zuhause gefunden und einen neuen Grund wieder an die Menschen zu glauben. Er hatte den Traum des Professors gefunden, von einer Welt, in der Mutanten und normale Menschen miteinander in Frieden leben können und in der sie all diese Vorurteile überwunden haben würden. Er glaubte daran und fand dadurch seinen Glauben wieder, daran, dass er eine Menge Gutes bewirken konnte nur weil er anders geboren worden war. Der Herr tat niemals etwas ohne Grund, so hieß es und er musste einen Grund gehabt haben, Kurt so geschaffen zu haben, wie er war. Und es lag nicht an Kurt dies zu hinterfragen.
Er glaubte fest daran, denn das hatte ihm stets Kraft gegeben, den Mut weiter zu machen, entgegen allen Schwierigkeiten und Widerständen, denen er in seinem Leben entgegentreten musste. Und wenn auch die anderen Menschen in ihm vielleicht niemals als das sehen konnten, was er war, so wusste er doch tief in seinem herzen, dass es niemals falsch war, sich für diesen Traum einzusetzen, für den Frieden und Toleranz und er glaubte ganz fest daran. Er vertraute in seinen Glauben und er sollte auch beginnen in die anderen Menschen zu vertrauen, auch an sie zu glauben.
Er konnte so vieles mit seinen Fähigkeiten bewirken was andere nicht konnten und er konnte dies, weil er an sie glaubte. Und vielleicht hatte er ja auch den gleichen Fehler begangen wie ihn all die anderen Menschen begingen wenn sie nur als das ansahen, wie er aussah und nicht als den Mann im Inneren. Es gab genügend Leute, die ihn akzeptierten wie er war und das waren nicht nur seine Teamkollegen sondern auch eine Menge eben dieser normal geborenen Menschen und an die musste er glauben. Vielleicht hatte er wirklich auch nur sie einfach als normal angesehen und nicht als die Menschen, die sie waren, die leidenschaftlichen Menschen wie auch er es war, die sich dafür einsetzten, dass es eines Tages Frieden zwischen Menschen und Mutanten geben würde, so wie er es tat. Vielleicht war es wirklich an der Zeit dass auch er in ihre Seelen und Herzen blickte und nicht nur auf deren Äußeres wie sie in sein Inneres geblickt hatten. Dann würde sich vielleicht auch eines Tages etwas ändern können
Er musste nur daran glauben, das hatte auch der Priester gesagt. Und er sollte auch auf die anderen vertrauen, daran, dass sie eines Tages ihn auch sehen würden. Solange er nur sich selbst und seinem Herzen, seinem Glauben treu blieb.
Kurt lächelte zum ersten Mal seit Tagen. Er hatte nun endlich verstanden und erkannt, dass er sich dumm verhalten hatte. Er fühlte sich stärker und wusste, dass er lediglich nur auf sein Herz hören musste, auf sein Gewissen und das riet ihm, weiterzumachen, nicht aufzugeben, an sich selbst, den Traum und die anderen zu glauben. Er hatte göttlichen Beistand gesucht und ihn in sich selbst und auch in dem Priester, der auf der anderen Seite saß gefunden.
Kurt schob die Zweifel beiseite und hob stolz den Kopf. Ja, er konnte so viel Gutes mit seinen Fähigkeiten bewirken, nur aufgrund dessen wie er geboren worden war, Dinge die außer ihm niemand anderes konnte und er wollte auf seinem Weg weitergehen, den er für sich gewählt hatte. Es gab genügend Menschen, die ihn so sehen konnten und akzeptierten, als der Mensch, der er war, der er wirklich war, und es würden sicherlich noch weitere diesem Beispiel folgen, er musste einfach daran glauben, stark bleiben und dann würde auch er dies erkennen können. Seine Augen leuchteten mit Erleichterung. Wie hatte er nur so blind sein können?
„Ich muss einfach nur daran glauben. An mich und auch an andere“, wiederholte er leise und lächelte. Unterbewusst spielten seine Finger mit dem goldenen Kreuz, das er um den Hals trug und er hielt es nun in seiner Hand. „Ich glaube, ich verstehe jetzt, was Sie meinen, Vater und ich danke Ihnen. Sie haben mir geholfen, meinen Glauben wieder zu finden.“
„Dafür müssen Sie mir nicht danken“, entgegnete Phillip und auch er lächelte. Er wusste nicht genau, was er darauf antworten sollte, doch er fühlte wie eine Wärme sich in seinem Herzen ausbreitete. Er wusste nicht genau, was das wahre Problem des Mannes gewesen war, doch er hatte seine Dankbarkeit gespürt, seine ehrlich gemeinte Dankbarkeit für ihn und es hatte ihn berührt.
Er wusste nun genau, dass seine Entscheidung das Legat zu verlassen und sich der Kirche erneut anzuschließen keinesfalls die falsche gewesen war. Er war sich nicht sicher gewesen, bis zu diesem Moment.
Er war sich ebenfalls nicht sicher, wie er dem Mann geholfen hatte, seinen Glauben wiederzufinden, doch er wusste mit Sicherheit, dass dieser ihm ebenfalls geholfen hatte. Hier war der Ort, an dem er gebraucht wurde und wo er den Menschen besser helfen konnte, als sonst irgendwo. Hier konnte er den Menschen, denen er sich schon so sehr verbunden gefühlt hatte wirklich beistehen, mit seinem Rat und seinem Glauben und ihnen somit auch in ihrem helfen, ihren Herzen und ihren Seelen. Das war es gewesen, was er schon immer hatte tun wollen und er hatte erkannt, dass er seinen Platz gefunden hatte, hier in der Kirche und seiner Gemeinde. Es gab so viele verlorene Seelen, denen er eine größere Hilfe genau hier sein konnte, als durch seine Arbeit beim Legat, denn er konnte ihren Seelen und ihrem Geist helfen. Und all diese verlorenen Seelen die zu ihm gekommen waren und für die er etwas hatte tun können füllten sein Herz mit Freude. Wenn er heute einer weiteren Seele damit hatte helfen können, dass er sich für seine Arbeit in der Gemeinde entschieden hatte, so erfüllte es ihn mit Stolz und Zufriedenheit. Dann war es ganz sicherlich nicht die falsche Entscheidung gewesen und sie war es auch nicht, davon war er nun endgültig überzeugt.
„Vielen Dank, Vater“, sagte Kurt und dankte dem Priester erneut dafür, für ihn da gewesen zu sein. Er war ehrlich dankbar für all dies und wollte nun nur noch zur Villa zurück, wo er hingehörte. Er verabschiedete sich von dem Pfarrer und anstelle des Holoprojektors zu aktivieren, mit dem er ohne Probleme durch die Kirche nach außen hätte laufen können konzentrierte er sich und ließ vor seinem inneren Auge den Hof hinter der Kirche erscheinen, die Stelle, die zum Wald hin mündete. Er konzentrierte sich und verschwand dann in einer Wolke aus Schwefel und Rauch. Er hatte nun erkannt, wohin er wirklich gehörte und wohin sein Glauben ihn leiten würde, nach Hause.
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Phillip stand auf und schob den Vorhang beiseite, um den Beichtstuhl zu verlassen. In seinen Gedanken spielte er noch immer das Gespräch durch, das er mit Mann geführt hatte, der zur Beichte gekommen war, doch eigentlich nichts zu beichten gehabt hatte, mit Ausnahme der Unsicherheit, die Phillip selbst schon oft in seinem Leben verspürt hatte. Es war keinesfalls eine gewöhnliche Beichte gewesen, wenn es denn überhaupt eine gewesen war, das wusste er nun.
Nein, Phillip glaubte vielmehr, dass der andere einfach nur jemanden gebraucht hatte, der ein offenes Ohr für ihn hatte doch Phillip kannte den wahren Grund hierfür nicht und er hatte ihn auch nicht wissen wollen. Stattdessen wollte er mit dem Mann persönlich reden. Er wusste, dass er den persönlichen Kontakt abgelehnt hatte und Phillip fühlte sich ein wenig unwohl bei der Sache, doch etwas in seinem Instinkt sagte ich, dass er mit ihm sprechen musste. Er wollte mehr über den Mann wissen, doch als er aus dem Beichtstuhl ins Freie trat, fand er die Kirche leer vor.
Niemand hielt sich in der Kirche auf und Phillip sah sich um. Er glaubte nicht, den anderen gehen gehört zu haben und da die Kirche noch immer leer war, musste er noch in seiner Seite des Beichtstuhles sein. Er fragte leise, ob er noch da sei, doch erhielt keine Antwort. Phillip fürchtete einen Bruch seiner Regeln, doch er wollte so sehr mit dem Mann privat reden, dass er den Vorhang beiseite schob, als er keine Antwort erhalten hatte. Nachdem er den Vorhang beiseite geschoben hatte, blickte er hinein.
Er hatte gedacht, ihn hier vorzufinden, doch der Beichtstuhl war ebenfalls leer.
Sichtlich verwirrt trat Phillip in den Beichtstuhl, doch er konnte niemanden entdecken. Er war nicht groß genug, um sich darin verstecken zu können, doch der Mann war verschwunden, einfach so. Es war fast so, als wäre er niemals hier gewesen, doch Phillip erinnerte sich an die Unterhaltung mit ihm, kurt doch dennoch von großem Nutzen für beide gewesen.
So sehr Phillip sich auch anstrengte, darüber nachzudenken, doch er konnte keinerlei Erklärung für das plötzliche Verschwinden finden, etwas Ähnliches war noch niemals geschehen und er begann so denken, dass all dies vielleicht nur ein weiterer Test seines eigenen Glaubens gewesen sei. Dann fing seine Nase den sich verziehenden Geruch von Schwefel in der Kammer des Beichtstuhles auf, der ihm bewies, dass dies alles doch real gewesen war, dass wirklich jemand hier gewesen war, um mit ihm zu reden. Der Geruch erinnerte ihn ein wenig an Beschreibungen der Hölle, doch er verwarf den Gedanken recht rasch wieder. Sicherlich war dies nur seine Einbildungskraft, die hier zu ihm sprach, doch er hatte keine Erklärung für en Vorfall, das Verschwinden des Mannes, der zu ihm gekommen war, um zu beichten und nun weder im Beichtstuhl noch in der Kirche aufzufinden war. Es war beinahe so, als habe er sich in Luft aufgelöst.
Allerdings war dies bedeutungslos für Phillip, obgleich er doch zu gerne wüsste, wie der Mann es geschafft hatte, so schnell zu verschwinden. Er hatte immer ein offenes Ohr für jedermann, der mit seinen oder ihren Problemen zu ihm kommen mochte und dieser Mann hatte eines gehabt. Er verstand das Problem des anderen nun, verstand es nur allzu gut, denn er hatte die gleichen gehabt. Er selbst hatte auch seinen Glauben zu einer Zeit verloren, doch dann hatte er ihn wiedergefunden, nur weil jemand für ihn da gewesen war und er war froh darüber, das gleiche auch für diesen Mann getan haben zu können. Vielleicht war dies auch nur eine weitere verlorene Seele, die er vermocht hatte, auf den richtigen Weg zurückzuführen und ihm geholfen hatte, seinen Glauben wiederzufinden. Solange er nur imstande gewesen war, ihm zu helfen, wusste Phillip, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, dass es niemals falsch gewesen war, seinem Herz gefolgt zu sein und sich für seinen Glauben entschieden zu haben.
Dennoch wunderte es ihn noch immer, wie der Mann so einfach und schnell verschwunden war, ohne dass ihn jemand gesehen hatte und er vermochte nicht, diese Gedanken aus seinem Kopf zu streichen.
In seiner Zeit beim Legat hatte er schon viele merkwürdige Dinge erlebt und womöglich war dies auch eine davon, doch Phillip glaubte dies eigentlich nicht so recht. Es war so real gewesen, der Mann mit dem er gesprochen hatte, war real gewesen, ein ganz gewöhnlicher Mensch, doch nun war er verschwunden. Als Phillip nun in der leeren Kirche stand sandte er ein stilles Gebet für den anderen Mann zum Himmel hinauf und er begann sich zu fragen, ob er ihn irgendwann vielleicht wiedersehen würde.
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Außerhalb der Kirche, kurz bevor der Wald begann materialisierte Kurt wieder und sah sich um. Schnell aktivierte er seinen Holoprojektor wieder, der ihm das Aussehen eines normalen Menschen gab und vergewisserte sich, dass ihn niemand gesehen hatte. Doch all die Pärchen im Park waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, so dass ihn niemand bemerkt hatte.
Kurt blickte auf seine Hände, die nun normal aussahen und seufzte leise. Er wusste, dass er diese Täuschung des Projektors für den Moment noch benötigte, doch er war zuversichtlich, dass es eines Tages nicht mehr nötig sein würde, sich zu verstecken und er lächelte bei dem Gedanken daran.
Er bezweifelte nicht länger die Richtigkeit der Dinge, die er tat und in seiner Seele fühlte er ein Gefühl des Friedens einziehen wie er es für eine geraume Weile nicht empfunden hatte. Er war nun froh darüber, sich entschieden zu haben mit dem Priester zu reden. Er würde niemals wieder seinen Glauben in Frage stellen und was er für ihn und auch andere bedeutete. Wenn der normale Priester seinen Glauben wiederfinden hatte können und ihn behielt, der unerschütterliche Glaube in die anderen Menschen und die Dinge, die man damit erreichen konnte, so konnte er dies auch.
Er würde niemals wieder das was er tat in Frage stellen und wofür, denn es war die richtige Entscheidung, die er getroffen hatte und ein Traum, der es wert war, dafür zu kämpfen, ein Traum von einem Frieden, den Kurt teilte. Ja, es war die richtige Entscheidung gewesen und Kurt wusste dies nun sicherer als zuvor, denn es war eine Entscheidung seines Herzens gewesen, seines Glaubens, den er endlich für sich wiedergefunden hatte.
Kurt wäre gerne noch geblieben und hätte sich mit dem Priester unterhalten, doch er war sich auch dessen bewusst, dass er dies wieder in seiner Verkleidung hätte tun müssen und das wollte er nicht. Etwas an der Art, wie der Priester ihm geantwortet hatte, hatte ihn berührt und er konnte sich des Gefühles nicht erwehren, dass er aus Erfahrung gesprochen hatte, aus eigener Erfahrung, denn seine Worte klangen so persönlich berührt. Allerdings konnte Kurt sich nicht vorstellen, warum er diese Erfahrung gemacht hatte oder wann. Was konnte es gewesen sein, dass den Priester an seinem eigenen Glauben hatte zweifeln lassen?
Vermutlich waren es die gleichen Gründe, wie seine und dennoch nicht. Kurt hatte gespürt, dass auch der Priester sich ebenso wie er in einer Krise seines Glaubens befunden hatte, doch er kannte dessen Gründe hierfür nicht, und ihn wiedergefunden hatte. Kurt war dankbar für die Hilfe, die der Priester ihm dadurch hatte geben können. Doch er fragte sich noch immer, was es gewesen war, dass den Priester so sehr beschäftigt hatte und es tat ihm auch ein wenig leid, dass er so schnell hatte gehen müssen.
Er fühlte eine große Erleichterung über das Gespräch mit dem Priester, dessen Namen er noch nicht einmal kannte oder sonst etwas von ihm, eine große Erleichterung darüber, mit dem Priester gesprochen zu haben, obgleich eigentlich nicht viel gesagt wurde. Doch was der Priester zu ihm gesagt hatte, war völlig ausreichend gewesen für Kurt und er würde immer dankbar hierfür bleiben.
Er wusste nichts über den Priester doch an dem Tag, an dem er nicht länger auf das Hologramm, das sein wahres Erscheinungsbild hinter dem eines normalen Mannes verbarg angewiesen sein würde, schwor sich Kurt leise, dass er zurückkehren würde, um erneut mit dem Priester zu sprechen, dass er ihn dann treffen würde so wie er wirklich war, dann wollte er ihm sein wahres Gesicht offenbaren. Kurt wollte so sehr glauben, in sich selbst und in andere Menschen, so wie der Priester ihm gesagt hatte; er hatte es immer so sehr glauben wollen und nun tat er es auch wirklich.
~fin~