Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.

 

Anmerkungen: Die Geschichte enthält die Beschreibungen von Kindesmisshandlungen über Jahre hinweg und mündet in brutaler Gewalt. Die Geschichte ist als Charakterstudie anzusehen, über die Umstände, die einen Menschen womöglich zu dem machen können, was er geworden ist, einem kaltblütigen Monster, oder liegt die Wahrheit, liegen die Gründe für ein solches Verhalten vielleicht viel tiefer verborgen?

 

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Blutroter Himmel

 

by Belladonna

 

 

'You won't break me
You won't make me
You won't take me,
Under blood red skies'

 

"Blood Red Skies"; Judas Priest

 

 

Ich bin was ich bin, was das Leben, meine Mitmenschen und die Umstände aus mir gemacht haben.

 

 

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Die Worte, die er hörte, die er sein ganzes Leben lang schon zu hören bekam seit er sich erinnern konnte, schmerzten zutiefst. Sie hallten in der Dunkelheit des Kellers nach, der sein Zuhause war, der es gewesen war, seit seiner Kindheit.

 

Um ihn herum war es dunkel, es roch nach verschimmeltem Brot, abgestandenen Wasser und verfaultem Essen. Hinzu kam der Gestank von Fäkalien, denn er hatte keinerlei Möglichkeit, das Zimmer zu verlassen, die kleine dunkle Kellerzelle zu verlassen, die sein Lebensraum war. Es war ihm nicht erlaubt, sie zu verlassen und er konnte es auch nicht, selbst wenn er es gewollt hätte, denn die Tür war stets verschlossen, er konnte das Klicken genau hören, wenn der Riegel ins Schloss fiel und abgeschlossen wurde. Der Gestank in dem kleinen finsteren Raum, der sein ganzes Leben bestimmte, war unerträglich, doch für ihn war es noch schlimmer. Seine geschärften Sinne, die feine Nase steigerte das Geruchsempfinden erheblich. Doch er hatte gelernt, damit zu leben, er hatte es lernen müssen, denn es würde sich nichts ändern, es hatte sich niemals etwas geändert während der Zeit, in der er hier war. Er hatte gelernt, damit zu leben, gelernt, den Gestank einfach auszuhalten, ihn aus seinem Gedächtnis zu verbannen, auch wenn ihn das Monate, wenn nicht Jahre gekostet hatte, so wie er auch gelernt hatte, die Stimmen zu ignorieren, die er dank seines feinen Gehörs so deutlich in dem Haus über ihm hören konnte, die Stimmen der anderen, die in dem Haus über ihm lebten.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Diese Worte schmerzten zutiefst, doch was sie so schmerzhaft machte waren nicht die Worte, denn er wusste nicht einmal genau, was sie bedeuteten, er hatte niemals gelernt, sie zu verstehen. Das einzige was er wusste, war dass sie in tiefstem Hass ausgesprochen wurden, aus zutiefster Verachtung für ihn und das war etwas, das er auch nicht verstehen konnte. Nein, was sie so schmerzhaft machte, war die Tatsache, dass sie von seinen Eltern kamen, seinen eigenen Eltern, die ihn in dieses Kellerloch gesperrt hatten, als sich deutlicher als sonst abzeichnete, dass er anders war, anders als die anderen Kinder.

 

Er war schon immer anders gewesen, kräftiger als die anderen Babies und seine Nägel wuchsen auch schneller, so wie es seine Haare getan hatten und seine Finger und Zehen waren länger. Doch bei seiner Geburt war er ein ganz normales Baby gewesen und seine Eltern hatten sich gefreut endlich ein Baby bekommen zu haben, dass es endlich geklappt hatte. Und sie liebten ihn über alles, er war der Sohn, den sie sich immer gewünscht hatten. Doch mit der Zeit, als er größer wurde, da wurde auch deutlicher, wie sehr er sich von den anderen Babies unterschied, wie anders er war. Seine Fingernägel wuchsen immer schneller und waren scharf wie Krallen, seine Haare wuchsen nun ebenfalls schneller und machten ihn haariger als andere Kinder. Seine Finger waren nun beinahe wie Klauen und seine Zähne waren wie die eines Raubtieres. Auch die Art und Weise, wie sich seine Gesichtszüge entwickelten, zeigte deutlich, dass er keinesfalls ein normales Kind war, denn auch sie zeigten mehr die Merkmale eines Tieres als die eines Menschen. Das war der Moment, an dem auch seine Eltern realisierten, dass er anders war, sehr viel anders, als sie es sich vorgestellt hatten, der Moment, an dem sie realisierten, dass ihr Kind nicht mehr als ein Tier war, eine Missgeburt der Natur und sie würden es auch so behandeln. All ihre Liebe war in Abscheu umgeschlagen. Als sie dies erkannt hatten, waren sie aus der Stadt weggezogen, in ein Haus, das in der Vorstadt lag, ein wenig abseits der anderen Häuser, in Richtung des Waldes und keiner der Nachbarn wusste etwas über das Baby, das die Frau hatte. Niemand in der Nachbarschaft wusste um das Baby, denn es war so anders und die Eltern waren froh darum. Es war bei weitem nicht das Kind, das sich die Eltern gewünscht hatten. Nein, dieses Baby war eine Abscheulichkeit der Natur, doch ihr Glauben verbot ihnen, es zu töten.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, jemals draußen gewesen zu sein, mit den anderen Kleinkindern gespielt zu haben, denn bevor er dieses Alter erreicht hatte, da hatten ihn seine Eltern von der Außenwelt ferngehalten, ihn versteckt, so dass niemand von ihrer Schande erfahren würde. Nein, er war noch zu klein, um das alles zu verstehen, er würde sich auch niemals daran erinnern können, dass ihn seine Eltern jemals geliebt hatten, als er noch normal gewesen war, so normal, wie das Kind, das sie haben wollten. Er würde sich niemals daran erinnern können, dass ihn seine Eltern mit so viel Liebe überschüttet hatten, alles an das er sich erinnern würde können war der Hass, den sie ihm entgegenbrachten, ihre Abscheu vor dem Monsterbaby, das schneller gewachsen war als die normalen Kinder und der mehr und mehr das Erscheinungsbild eines wilden Tieres annahm.

 

An das letzte, an das er sich erinnern würde und konnte, an das was außerhalb vorging, war der Himmel, der sich blutrot im Lichte der untergehenden Sonne verfärbt hatte, bevor sich die Türen des Kellers für lange schließen sollten, den Keller, in den ihn sein Vater geworfen hatte und dessen Dunkelheit sein Zuhause werden sollte.

 

Anfangs hatte er geschrieen, geweint und gebettelt, sie mögen ihn herauslassen. Er konnte nicht verstehen, warum sie das getan hatten, er hatte ihnen niemals etwas getan, er war doch noch viel zu klein und auch zu klein um zu verstehen. Er hatte geschrieen, sie mögen zu ihm kommen und ihn zu sich nehmen und dann war sein Vater gekommen. Als sich die Türe geöffnet hatte, da leuchteten seine Augen vor kindlicher Freude, die unschuldigen Augen eines Kindes und er warf sich seinem Vater in die Arme. Er würde ihn wieder mitnehmen. Doch stattdessen warf ihn der Vater nur entsetzt von sich und hatte ihn mit dem Ledergürtel verprügelt, er hatte ihn so lange geschlagen, bis er blutig war und das Bewusstsein verloren hatte. Seine Mutter hatte ihn festgehalten, damit er nicht weglaufen würde und dabei gebetet, von ihrer Sünde, dieses Baby geboren zu haben erlöst zu werden. Dann hatten sie ihn im Keller alleingelassen und die Türe hinter sich verschlossen.

 

Sein Vater hatte ihm gesagt, er solle still sein, nicht schreien, dass das dafür gewesen sei, dass er nicht still war, nicht brav gewesen war. Er sagte ihm, dass er nichts weiter sei als ein Tier und er nichts wert wäre. Er hatte nicht verstanden, er war noch zu klein gewesen und sein Körper schmerzte, blutete aus den vielen Wunden, die ihm sein Vater zugefügt hatte. Sein kleiner Körper war voller blauer Flecken und Striemen, wo ihn sein Vater mit dem Gürtel getroffen hatte. Er verstand nicht, wieso sie dies taten, er wollte nur geliebt werden und suchte die Nähe seiner Eltern. Und er hatte Schmerzen. Er bettelte wieder, sie mögen ihn herauslassen, er würde auch artig sein und sie nicht enttäuschen, er weinte und die salzigen Tränen liefen ihm über die Wangen, brannten in den Wunden in seinem Gesicht. Er wollte doch nur geliebt werden, doch was er erhielt waren nur noch mehr Schläge mit dem Gürtel seines Vaters, bis er überall blutete und sein Körper noch stärker von blauen Flecken und roten Streifen übersät war. Dann war er wieder allein, allein in der Dunkelheit und mit seinen Schmerzen.

 

Damals war er etwa vier oder fünf gewesen.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Sein Vater kam während der folgenden Zeit öfter hinunter, um ihn zu schlagen. Manchmal tat er es mit dem Gürtel, manchmal auch mit einem Baseballschläger und er war zu schwach, um sich zu wehren, er war hilflos und zu klein um es zu begreifen. Es waren immer die starken Hände seines Vaters oder die seiner Mutter, die ihn festhielten, festhielten in ihrem unerbittlichen Griff. Sie taten es, wenn er weinte, wenn er darum bettelte, sie mögen ihn hinauslassen oder wenn er Schmerzen hatte, oder wenn er einfach nur darum bat, sie mögen aufhören. Dann schlug sein Vater noch stärker zu und verhöhnte ihn. Er sagte ihm,  er sei wertlos, nur eine Belastung und es verdiene es nicht zu leben. Er sei eine Ausgeburt der Hölle und eine Abscheulichkeit der Natur. Er sehe aus wie ein Tier und verdiene es nicht anders zu leben. Seine flehentlichen Bitten, er würde auch artig sein und alles tun, was sie ihm sagten halfen ihm nicht, denn sie stießen bei seinen Eltern auf taube Ohren.

 

Ihr Glaube verbot ihnen, ihn zu töten, also sperrten sie ihn weg, so dass sie das Monsterkind nicht sehen mussten. Sie gaben ihm gelegentlich Wasser und ein wenig Brot, das nötigste um ihn am Leben zu halten, doch in ihrem Inneren da beteten sie dafür, dass das Tier in ihrem Keller sterben möge, dass man ihnen diese Sünde der Natur bald nehmen würde. Doch er war stur, er war stark und weigerte sich zu sterben, was seinen Vater noch mehr verärgerte und in seinem Zorn er nur noch fester zuschlug.

 

Er war ein Kämpfer, er überlebte und er war stärker als die anderen Kinder seines Alters es wären, er war es schon immer gewesen. Alles was er wollte, war doch nur, dass sie ihn liebten und ihn in ihre Arme schlossen und er verstand es noch immer nicht. Er war doch ein Kind wie jedes andere auch und er wollte doch nur mit ihnen spielen. Er konnte sie hören, die anderen Kinder, denn obwohl der Keller keine Fenster hatte, so war er nicht schalldicht und er hörte die anderen Kinder draußen miteinander spielen, hörte sie lachen und in seinem Herzen breitete sich eine unendliche Traurigkeit aus. Wie konnte er sich von ihnen denn so unterscheiden, was war denn so anders an ihm? Er wusste nicht, dass die anderen Kinder keine Klauen an ihren Fingern oder Zehen hatten und dass deren Zähne nicht spitz wie die eines Tieres waren, dass deren Haare nicht so lange waren, wie die seinen und den ganzen Körper bedeckten. Oh, er wusste wohl, wie seine Eltern aussahen, doch er sah sich noch nicht als anders an. Er war doch ihr Kind. Aber mit der Zeit, da würde auch er glauben, dass er anders war, da würde auch er erkennen, dass er nicht so war, wie seine Eltern, dass er wirklich anders war und er begann ihnen zu glauben. Er begann ihnen zu glauben, er sei nichts wert und verdiene es, im Keller eingesperrt zu werden. Er begann zu glauben, dass er nichts weiter als ein Tier sei und eine Laune der Natur, eine üble Laune. Alles was er wollte, war doch wirklich nur ihre Liebe, und er täte alles, um diese fühlen zu können, die von seinen Eltern kommen würde. Er täte alles dafür, damit sie ihn liebten, doch er wusste nicht, dass er sterben müsste, um dieses Gefühl von innerem Frieden in ihnen auslösen zu können.

 

Sein Vater kam nicht nur zu ihm um ihn zu schlagen wenn er betrunken war, dann benutzte er nur den Gürtel oder den Baseballschläger, denn sonst würde er ihn nicht treffen. Nein, er kam auch zu ihm, wenn er nüchtern war und das war schlimmer, denn dann benutzte er auch noch anderen Dinge um ihn zu verletzen, einen Schürhaken oder ein schweres Rohr. Er drückte ihm auch seine Zigaretten auf den nackten Körper aus und jedes Mal beschimpfte er ihn, sagte er ihm, um wie viel besser sie es doch hätten, wenn er nicht leben würde, dass er ihnen nur Ärger bereite und dass sie ein Kind wie ihn niemals lieben können. Alles was sie für ihn empfanden war Hass und das ließen sie ihn spüren. Doch er konnte doch nichts dafür, wie er geboren worden war, oder vielleicht doch? Verdiente er es wirklich nicht besser? Fühlten sie gar nichts für ihn? Und was war mit den anderen Kindern, auf die seine Mutter aufpasste und die draußen spielten, die Kinder, die er hören konnte, im Haus über ihm und draußen? Die anderen Kinder, für die sie etwas empfinden konnte, nur nicht für ihn. Doch sein Vater wiederholte lediglich seine Beschimpfungen darüber, wie wertlos er doch sei und dass er einfach nur eine Abscheulichkeit wäre, dann schlug er weiter auf den Jungen ein. Erst wenn er in einem blutigen wimmernden Haufen in der Ecke lag, dann ließ sein Vater von ihm ab. Er rollte sich in der Ecke ein, Tränen liefen ihm über die Wangen und brannten in den Wunden, doch es war seine Seele, die noch viel stärker brannte. Leise weinend rollte er sich zu einer schützenden Kugel zusammen und lag einfach nur auf dem Boden. Wenn sein Vater mit ihm fertig war, war er immer für eine Weile allein, allein um zu heilen bis sein Vater wieder das Verlangen verspürte, ihn dafür büßen zu lassen, wie er geboren wurde und dass er nicht das war, was seine Eltern von ihm gewollt hatten.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Sie gaben ihm niemals Wasser, damit er sich waschen konnte, sie spritzten einfach nur den Keller mit einem Schlauch aus und säuberten mit dem kalten Wasser nicht nur den Keller, sondern auch den Jungen, der in ihm lebte. Sie wollten nicht, dass die Nachbarn den Geruch bemerken konnten, wenn sie zu Besuch waren. Warum konnte diese Missgeburt nicht einfach sterben, warum hing sie mit so eisernem Willen am Leben? Doch er hoffte noch immer auf den Tag, an dem sie etwas für ihn empfinden konnten, das aus ihrem Herzen kam. Dann war er allein, frierend und hungrig, allein mit seinen Gedanken und der Frage nach dem Warum.

 

Seine Kleidung war zerfetzt, sie hatte Löcher und Blutflecken, sein Bett bestand aus einem Laken und dem kalten Boden, auf dem er sich zum Schlafen wie eine Katze zusammenrollte. Die Kellerwände waren ebenfalls kalt und boten keinerlei Schutz vor der Kälte des Winters, und alles was er tun konnte, war sich auf dem Boden zusammenzurollen, so wie er es immer tat, wenn sein Vater gegangen war. Doch sonst befand sich nichts in dem Raum, außer ihm, dem zerrissenen Laken und seinem Schmerz, seiner Trauer und seiner Einsamkeit. Er hatte niemanden, mit dem er reden konnte, doch er konnte sprechen, er hatte es gelernt, bevor...

 

Nein, er wollte nicht darüber nachdenken, doch immer wieder kehren seine Gedanken zu seinen Eltern zurück, er wollte sich erinnern, wie es war, bevor sie ihn in den Keller gesperrt hatten, doch so sehr er sich anstrengte, er konnte es nicht und je mehr Zeit verging, desto stärker verblassten auch die meisten Erinnerungen, bis sie ganz verschwinden würden. Er war noch zu klein gewesen, doch er konnte sie hören, wie sie jetzt von ihm sprachen, über ihn sprachen und wie sie ihn verleugneten wenn Besuch im Hause war. Sein Vater hatte ihn geschlagen, als er das erste Mal um Hilfe gerufen hatte, als sie Besuch im Haus hatten, so sehr geschlagen, dass er das Bewusstsein verloren hatte und somit ruhiggestellt war. Zu seinem Glück habe niemand etwas bemerkt, sagte sein Vater und ließ ihn dann wieder allein, so allein, wie er schon seit langem war.

 

Von Zeit zu Zeit kamen Mäuse oder Ratten in den Keller, doch sie taten ihm nichts. Die Ratten rührten ihn niemals an, so wie es vielleicht ihre Absicht gewesen war, denn sie schienen zu spüren, dass er anders war. Er beneidete sie um ihre Freiheit, um die Freiheit wieder gehen zu können, hinausgehen zu können. Die einzige Erinnerung, die er noch von der Welt draußen, außerhalb seines Kellers hatte, war die des blutroten Himmels und er wusste nicht, dass dies nicht die Farbe des Himmels war. Doch für ihn war sie es. Der Keller hatte keinerlei Fenster, man könnte ihn sonst sehen oder seine Schreie wirklich nach draußen gelangen, wenn sein Vater erneut kam, um ihn zu schlagen oder um seine Zigaretten auf ihm auszudrücken oder anderes. Wenn er schrie, das hatte er mittlerweile gelernt, dann war die Strafe für diese Missachtung nur noch härtere Schläge. Er hatte gelernt, still zu sein, bis der Schmerz zu groß war, um ihn aushalten zu können. Zu Anfangs, als die Ratten in den Keller kamen, hatte sein Vater ihm beinahe den Schädel eingeschlagen, als er eine Ratte getötet hatte, um sie zu essen, da der Hunger zu groß geworden war. Als er wieder aufgewacht war, hatte sein Vater ihm einen Maulkorb umgelegt, damit er nie wieder so etwas tun würde, auch würde er ihn so nie wieder beißen können, wie er es getan hatte, nachdem er ihm die Ratte weggenommen hatte. Daraufhin hielten die Ratten noch mehr Abstand, sie fürchteten ihn und verstanden ihn aber auch. Doch er verstand dies nicht, er konnte nur die Angst in den Tieren spüren und die Wut in seinem Vater.

 

In der Dunkelheit des Kellers träumte er von den Vögeln, die er dank seines guten Gehörs singen hörte, doch niemals sah, von den anderen Kindern, die er ebenfalls so unbeschwert spielen hören konnte, träumte er von der Freiheit, die den anderen vorbehalten war, von den Vögeln, die über den roten Himmel flogen frei und unbeschwert, ohne Einschränkungen oder Fesseln. Er wusste zwar nicht, wie sie aussahen, doch vor seinem geistigen Auge da konnte er sie deutlich sehen, sie waren so frei. Doch all das waren alles Dinge, die er niemals haben würde.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Als er größer wurde, da ketteten ihn seine Eltern an die Wand. Sie hatten erkannt, dass er auf unerklärliche Weise stärker geworden war und nicht mehr ganz das hilflose Kind war, das vor so langer Zeit in den Keller gesperrt hatten. Auch hatten sich seine Sinne geschärft, doch nicht nur aufgrund der ständigen Dunkelheit, in der er lebte, wie er schon bald feststellen sollte.

 

Die Ketten waren schwer und fest, sie schnitten tief in seine Handgelenke, als er sich von ihnen zu befreien versuchte, ihnen zu entkommen versuchte. Sie hatten ihn wie einen Hund an die Wand gekettet. Er war auch tatsächlich stärker geworden und gewachsen und sie entdeckten ein neues Gefühl für ihn, etwas das noch tiefer von innen kam als ihr Hass, den sie für ihn empfanden und die Abscheu. Furcht. Doch er spürte davon noch nichts.

 

Alles was er verspürte, waren die Schläge seines Vaters, die nur noch stärker auf ihn hinunterprallten, alles was er spürte war der Schmerz, der stärker werdende Schmerz, der mit jedem Schlag immer und immer wieder seinen kleinen Körper traf. Dann fühlte er nichts mehr, schaltete sein geschundener Verstand den Schmerz von Zeit zu Zeit aus, bis er gar nichts mehr fühlte und er dankbar hierfür in die Dunkelheit des Kellers zurücksank, der nun genau so dunkel war, wie in seinem Inneren.

 

Als er älter wurde, da schien es auch, dass seine Wunden ein wenig schneller zu verheilen schienen und die Schläge wurden auch stärker, die Misshandlungen und auch die Beschimpfungen für ihn trafen ihn genau so hart und tief, wie die Schläge es taten. Sein Körper war von Narben übersät, die langsam verblassten. Und auch wenn die äußeren Wunden geheilt waren, so war seine Seele vernarbt. Er verstand nicht und er suchte die Schuld bei sich, in dem was sie sagten, war vielleicht doch die Wahrheit enthalten. Vielleicht war er wirklich nur ein Monster und eine Abnormität der Natur, die nicht lebenswert war.

 

Er war wirklich stärker geworden und die Verletzungen heilten schneller, doch das volle Ausmaß seiner Mutantenkräfte begann sich an dem Tag zu zeigen, an dem sein Vater ihm den Schädel zertrümmert hatte, einfach so, ohne dass er ihm einen Grund dafür gegeben hatte, er war doch folgsam gewesen. Er wäre vermutlich gestorben, die Verletzungen waren tödlich gewesen, doch die Knochen fügten sich wieder zusammen und seine Gabe ließ die Verletzungen schneller heilen, als es ein normaler Körper je könnte. Ein normaler Mensch wäre daran gestorben, doch er überlebte und fühlte, dass er nun wirklich anders war. Auch die anderen Verletzungen heilten nun in verkürzter Zeit, ohne dass sie dieses Mal eine Narbe hinterließen, keine welche man sehen konnte. Auch seine Sinne wurden noch feiner, als sie es in der Dunkelheit der Zelle ohnehin schon geworden und immer gewesen waren. Er konnte die Stimmen der andern nun viel deutlicher hören und der Geruch in der Zelle war nun noch intensiver geworden, so dass er sich als erstes übergeben musste, bevor er in der Ecke zusammenbrach und zu einem Ball zusammen rollte und ihn die neuen Erfahrungen und Erlebnisse übermannten.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Seine Mutantenkraft hatte begonnen, sich zu entwickeln, seine Sinne hatten sich geschärft und sein Metabolismus ließ jegliche zugefügten Verletzungen in kürzester Zeit verheilen. Die Nägel an seinen Fingern und Zehen waren  mit Knochen verhärtet, so dass sie nicht mehr abbrechen konnten und zu richtigen Klauen herangewachsen, ihre Spitzen messerscharf und gefährlich. Er konnte nun das Adrenalin spüren, dass durch seine Adern pulsierte, als seine Kräfte seine Heilungen beschleunigten, er konnte die Abscheu in den Augen seiner Eltern erkennen, als auch sie erkannten, wie anders er war und die Enttäuschung darüber, dass er nicht gestorben war. Der Geruch von Alkohol und seiner verbrannten Haut war ebenfalls intensiver geworden, wenn sein Vater ihn verbrannte, doch das alles würde heilen.

 

Nun konnte er auch etwas neues entdecken, wenn sein Vater kam, um ihn mit dem Baseballschläger, seiner bevorzugten Methode, zu verprügeln und um ihm jedes Mal erneut zu sagen, wie wertlos er war und dass er nichts weiter als ein Tier sei. Er hatte etwas neues entdeckt, eine neue Erfahrung, die er zuvor unter all dem Hass und der Abscheu, dem Ekel vor ihm niemals verspürt hatte. Er hatte ihre Verwünschungen und Beschimpfungen alle geglaubt, dass er nichts weiter als ein Tier sei und den Grund für ihre Enttäuschungen stets bei sich gesucht, wo er nichts weiter als Liebe und Verständnis gewollt hatte, hatte geglaubt, dass sie niemals etwas für ihn empfunden hatten oder können, doch nun war da noch etwas anderes, etwas das noch von weitaus tiefer kam, etwas was tief aus ihren Herzen kam, denn dank seiner geschärften Sinne konnte er nun ihre Angst riechen, wenn sie in den Keller zu ihm kamen. Er konnte die Angst riechen, die sie hatten, wenn sie ihm gegenübertraten, trotz des Schlägers in seines Vaters Hand, die Angst davor, dass er sich losreißen könne und es war nicht die Angst vor seiner Entdeckung durch die Nachbarn, sondern die nackte Angst vor ihm. Dieses Gefühl kam tief aus ihren Herzen, aus ihrem Inneren und er war der Grund dafür, das erste tiefempfundene Gefühl, das für ihn von ihnen kam. Er hatte erkannt, dass sie doch etwas für ihn empfinden konnten, tief in ihnen drin.

 

Zum ersten Mal seit Jahren lächelte die geschundene Seele im Keller.

 

Er saß allein in der Dunkelheit, die Ketten klirrten leise, wenn er sich bewegte, erinnerten ihn daran, dass sie noch immer da waren, doch ihre Schwere erledigte das auch mit Leichtigkeit. Er hatte die Beine angezogen und die Arme um sie geschlungen, um sich an ihnen zu halten. In der Dunkelheit summte er leise vor sich hin und schaukelte vor und zurück. In seinen Gedanken spielte er immer wieder dieselben Überlegungen ab, wie er es schon seit Jahren tat und die Frage, die ihn seit langem beschäftigte.

 

Warum? Warum konnten sie ihn nicht lieben, was war so anders an ihm, dass sie ihn nicht lieben ließ, was stimmte nicht mit ihm? Er war ein Monster, eine Abscheulichkeit, das hatten seine Eltern gesagt, er verdiene es nicht zu leben. Doch warum schlugen sie ihn, was hatte er ihnen getan, um im Keller zu landen, was hatte er getan, um dies zu verdienen? Er war nicht brav gewesen, nicht folgsam, das sagten seine Eltern. Er war kein guter Junge gewesen. Aber er war doch immer ein guter Junge gewesen, oder nicht? Er hatte die Schuld bei sich gesucht, den Grund für ihren Hass in sich gesucht und ihn genauso wenig gefunden, wie er ihn verstanden hatte. Was war es denn, das nicht mit ihm stimmte, das er nicht begreifen konnte? Sieh dich an, hatten seine Eltern gesagt, du bist mehr Tier als Mensch, ein Fehler der Natur, eine Missgeburt. Doch er verstand noch immer nicht, er konnte doch nicht ändern, was er war. Er hob die Hand und fuhr mit seinen langen Fingernägeln über den Boden, die nun wirklich mehr den Klauen eines Tieres ähnelten als denen eines normalen Menschen. Er genoss das kratzende Geräusch, das sie dabei machten, es war so viel lauter mit seinem geschärften Gehör. Sie hatten ihn niemals geliebt, doch wie konnten sie ihn auch lieben. Das war es, das mit ihm nicht stimmte. Wie konnten sie auch ein Tier wie ihn lieben, sie sagten ihm ja auch ständig, das er eines sei. Er verstand nun endgültig, dass er anders war, endlich registrierte seine geschundene Seele und sein Verstand, dass er wirklich anders war, als seine Eltern, als die anderen Kinder, die er draußen hörte. Mit einer Klaue fuhr er sich über den Unterarm, tief genug um die Haut aufzureißen, es bluten zu lassen. In der Dunkelheit konnte er das Blut nicht gut sehen, doch er konnte es riechen und er fühlte, wie sich in ihm etwas regte als er die Lungen mit der Luft füllte, die mit dem Duft seines Blutes getränkt war. Mit der Zunge fuhr er sich über die Wunde, das Blut schmeckte süßlich, doch es war auch anders und er konnte nicht verstehen, warum er das getan hatte. Die Wunde schloss sich wieder, er fühlte, wie seine Kräfte sich daranmachten, die Wunde zu schließen und er konnte kein nachkommendes Blut riechen. Als er das erste Mal entdeckt hatte, wie sich die Wunden von selbst schlossen, war er fasziniert gewesen, hatte es viele Male wiederholt. Und er hatte da gesehen, wie anders er war.

 

Wenn sie ihn schlugen, so fühlte er nun nichts mehr, er hatte schon lange den Schmerz ausgeschaltet und fühlte wirklich nichts mehr, bis zu dem Punkt, an dem er zu stark wurde, dann konnte er ihn nicht mehr zurückhalten und schrie. Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch blieb er meist stumm, fühlte nichts, der Schmerz erreichte ihn nicht mehr, so wie auch alles andere nicht mehr. Wenn er hier in seiner Zelle saß, in der Finsternis, da war alles anders. Er genoss das Gefühl, wenn er mit seinen Nägeln seine Haut aufriss, wenn er den vertrauten Schmerz fühlte, der darauf folgte und wenn er das frische herausquellende Blut, sein Blut riechen konnte. Er genoss dieses Gefühl des Schmerzes, auch wenn er nur von kurzer Dauer war und die Wunden sich schnellstens wieder schlossen, denn sie gaben ihm das Gefühl, noch am Leben zu sein, noch etwas empfinden zu können.

 

Er hatte seine Eltern geliebt, warum konnten sie ihn nicht auch lieben? Warum konnten sie ihn nicht lieben, wie er war, er war doch noch ein Kind gewesen, ein unschuldiges Kind. Nun war er älter und hatte gelernt zu verstehen. Er war eine Abscheulichkeit, ein Monster, das es nicht verdiente zu leben. Die Gedanken begannen von neuem in seinem Verstand, wie sie es immer taten, doch dieses Mal gesellte sich ein neuer Gedanke hinzu, eine neue Empfindung, die ihn berührt hatte und die er nie zuvor bemerkt hatte.

 

Furcht.

 

In einem hintersten Winkel seines Selbst flackerte ein kleines Licht der Hoffnung auf, denn sie empfanden etwas für ihn und er schlang die Arme um sich. Sie empfanden etwas für ihn, tief in ihren Herzen empfanden sie wirklich etwas für ihn und es war wichtig für ihn, denn das war die einzige Emotion, die er in der Dunkelheit, in der er sich lediglich auf seine Sinne verlassen musste, erfassen konnte.

 

Sie fürchteten ihn, er konnte es genau riechen. Jedes Mal, wenn sie zu ihm kamen hatten sie Angst vor ihm, fürchteten sie ihn und deshalb hatten sie ihn in den Keller gesperrt. Doch warum sollten sie Angst vor ihm gehabt haben, er war doch noch ein Kind gewesen? Ein Kind, ein hilfloses wehrloses Kind, das sie weggestoßen haben, weggeworfen und angekettet, wie einen Hund, doch dieses Kind war er schon lange nicht mehr. Er hatte ihre Furcht gespürt, sie gerochen und nun fürchtete er sie auch nicht mehr. Nun fürchtete er nicht mehr ihre Schläge und ihre Beschimpfungen, die er erhielt anstelle von Liebe, einer Liebe, die er sich so sehr von ihnen gewünscht hatte.

 

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Sie waren eine ganze Weile nicht mehr gekommen und er dachte daran, dass sie ihn vergessen hatten, doch dann kam sein Vater wieder und mit ihm brachte er erneut den Baseballschläger. Doch er fürchtete seinen Vater nicht mehr, dieses Mal konnte er die Furcht in ihm riechen und die Schläge waren nicht mehr so schmerzhaft wie sie es gewesen waren. Sie empfanden etwas für ihn und das allein war es, das ihn glücklich machte. Es war ihm egal, was dieses Gefühl war, nur das sie doch etwas für ihn empfanden. Er war wieder allein, rollte sich in der Ecke zusammen und seine Gedanken begannen von neuem während er heilte.

 

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Das war es, wie sie ihn nannten, das war es, was sie ihm glauben machen wollten, das er sei und sie fürchteten ihn. Doch warum wollten sie ihm das glauben machen, hatten sie jemals einen Grund gehabt, ihn zu hassen anstelle zu lieben? Ja, denn er war eine Missgeburt, das sagten sie und er sei niemals folgsam gewesen. Nein, er hatte ihnen niemals einen Grund dafür gegeben, ihn zu hassen, er war ein unschuldiges Kind gewesen und er konnte nichts für das, was er war, auch wenn er es nicht verstand, warum er anders war. Hatten sie jemals einen Grund, ihn zu fürchten? Nein, denn er war doch wehrlos gewesen und wollte nichts weiter als einfach nur geliebt zu werden, geborgen zu sein. Doch sie fürchteten ihn, ein Gefühl, das tief aus ihrem Herzen kam. Sie hatten ihn niemals geliebt, wohl aber gefürchtet, obwohl sie niemals einen Grund hierfür gehabt hatten.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Er stand auf, in seinen Augen blitzte etwas auf. Er nahm all seine Kräfte zusammen, die sich trotz des verschimmelten Brotes entwickelt hatten, noch stärker seit er seine neuen Fähigkeiten entdeckt hatte. Er hatte kräftige Muskeln und eine Stärke entwickelt, die nicht menschlich schien und mit dieser Kraft stemmte er sich in die Ketten. Mit beiden Armen zog er an ihnen und legte sein volles Gewicht in sie. Er hielt die Luft an und konzentrierte sich bis er spürte, dass sich die Bolzen in der Wand ein kleines Stückchen weiter bewegten. Es hatte ihn Monate gekostet, sie zu lockern und er hatte damit begonnen, in dem Moment, als er ihre Furcht gerochen hatte, als er ihre tiefe Furcht gespürt hatte. Sie hatten ihn bestraft für etwas, für das er nichts konnte, ihn angekettet und geschlagen, doch sie hatten ihn schon immer gefürchtet, noch mehr als sie ihn gehasst hatten und das hatte er nun erkannt. Doch der Moment, an dem er ihre Furcht gerochen hatte, der hatte etwas in ihm selbst berührt. Sie hatten ihn niemals geliebt, dennoch hatten sie in ihren Herzen etwas für ihn empfunden, auch wenn er nicht verstand, das dies nur ihre Furcht vor ihm gewesen war und nicht die Liebe, die er sich erwünscht hatte. Mit einer letzten Anstrengung, einem letzten Ruck zog er die Bolzen aus der Wand, die seine Ketten hielt und er war frei. Für den Moment war er wirklich frei.

 

Er richtete sich in der Dunkelheit auf und streckte sich. Zum ersten Mal seit langem bewegte er sich frei in dem Keller und es war ein wundervolles Gefühl. In diesem Moment fühlte er sich stark, stärker als noch zuvor und keinesfalls mehr so hilflos wie die ganzen Jahre hinweg. Er mit einer Bewegung riss er sich den Maulkorb vom Gesicht und knurrte leise, zog die Lippen zurück und entblößte somit seine scharfen Zähne. Er lächelte.

 

Oben im Haus konnte er seine Eltern hören, hören, wie sie lachten und sich freuten. Sie waren allein. Ihre Beschimpfungen rangen in seinen Ohren nach, vermischten sich mit ihrem Lachen und sein Knurren wurde lauter. Er stemmte sich gegen die schwere Tür, nahm all seine Kraft zusammen, die von seinem Ärger intensiviert wurde und warf sich dann dagegen, bis sie aus dem Schloss bracht. Zögernd trat er aus dem Keller und er atmete schwer, als er zum ersten Mal seit langer Zeit aus seinem Verlies trat. Er kniff die Augen zusammen, als ihn die ungewohnte Helligkeit traf, doch seine Augen gewöhnten sich schnell daran und der Schmerz war nichts Ungewohntes für ihn. Er war das einzige das ihm sagte, dass er am Leben war und noch etwas fühlen konnte, so wie ihn die Furcht im Geruch seiner Eltern aus irgendeinem Grund beruhigte. Er hörte sie lachen und seine Augen huschten umher, suchten die Treppe, einen Aufgang, nach oben wo die Stimmen waren. Er stieg die Treppen höher, etwas zögernd aus Angst davor entdeckt zu werden, aus Furcht vor Strafe, doch seine Angst war nicht so groß wie die seiner Eltern gewesen war. Er ging die Treppe hoch, folgte den Stimmen, die er hören konnte und betrat dann zum ersten Mal den Teil des Hauses, den er niemals zuvor gesehen hatte, seit sie umgezogen waren. Doch das war vor einer sehr langen Zeit gewesen. Er sah sich um, suchte den Ursprung der Stimmen und fand sie im Wohnzimmer.

 

Er war fasziniert von den vielen Farben, die es draußen gab, die vielen Farben, in denen das Haus eingerichtet war und die an die er sich nicht erinnern konnte. Für ihn hatte es stets nur das Rot des Himmels gegeben und die Schwärze seiner Kellerzelle. Er war überwältigt von der Vielfalt der Farben und dann betrachtete sie mit der Faszination eines Kindes. Das grelle weiß des Lichtes im Keller, als er aus der Dunkelheit getreten war, hatte ihn beeindruckt, so wie es nun die bunten Farben taten, die im Hausflur zu sehen waren. Dann betrat er das Wohnzimmer, wo er sie genau riechen konnte.

 

Als sich die Türe öffnete, drehte sich seine Mutter um, sie hatte damit gerechnet, dass ihr Mann wiederkommen würde, doch stattdessen sah sie ihn, sah sie die zerrissenen Kleider, die an ihm hingen und die langen Haare, die darüber fielen. Sie konnte genau die spitzen Zähne sehen, die ihm das Aussehen eines Raubtieres verliehen, denn den Maulkorb hatte er sich im Keller heruntergerissen, als er die Lippen zurückzog und seine Hände erschienen ihr wie Klauen, er knurrte leise und sie wich unwillkürlich zurück. Sie sah in ihm das Monster, das Tier, das sie geboren hatte, doch niemals ihren Sohn. Er konnte ihre Angst riechen und sie erregte ihn. Beim Geruch ihres Terrors hatte er das Gesicht zu einer Maske aus Zorn und tierhafter Wut verzogen.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Hier im Wohnraum des Hauses hatte er seine Mutter gefunden, doch verdiente sie diese Bezeichnung überhaupt? Sie hatte nicht mit ihm gerechnet, er konnte die Überraschung und das Entsetzen auf ihren Augen erkennen. Doch er sah noch etwas anderes, etwas mit dem auch er nicht gerechnet hatte und das der Grund dafür gewesen war, dass er sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Auf ihrem Schoß saß ein Säugling, ein Baby, das normal aussah und mit dem sie gespielt hatte. Es war in bunte Babystrampler gekleidet und gurgelte fröhlich vor sich hin. Seine Mutter hatte mit ihm gespielt und glücklich ausgesehen. Dieses Baby sah normal aus und deshalb hatte sie es behalten, deshalb war sie so glücklich gewesen und deshalb konnte sie es auch lieben und ihm die Mutter sein, die er niemals hatte, sich aber gewünscht hatte. Diesem Baby konnte sie Geborgenheit geben und Liebe, ihn umarmen und ein warmes Zuhause. Er sah in ihre Augen, sah in ihr die Liebe für das Baby, aber auch die Furcht. Der Geruch ihrer Furcht, ihres Terrors bei seinem Anblick war überwältigend und er überlud seine Sinne. Der Geruch ihrer nackten Angst erregte ihn und berührte ihn aber auch, denn es war das einzige Gefühl, das sie jemals für ihn übrig gehabt hatte, stärker noch als ihr Hass und er kam von ihrem Herzen, so wie die Liebe für das normale Baby von ihrem Herzen kam.

 

Es ging schnell, sie hatte nicht einmal mehr Zeit zu schreien oder ihren Mann zu warnen, der in einen anderen Teil des Hauses gegangen war. Instinktiv versuchte sie das Baby zu beschützen, doch sie konnte es nicht. Der Geruch ihrer Angst, die Zurückweisungen und ihre Gefühle für das normale Baby, all das quoll in ihm hoch und er spürte, wie die Erregung beim Geruch ihrer Angst über ihn wusch, wie sich das Tier in ihm regte und erhob, wie es die Kontrolle übernahm und er nur noch die wohltuende Furcht in ihr spüren konnte. Ihre Furcht, das wirklich einzige Gefühl, das sie jemals für ihn empfunden hatte.

 

Mit einer ungeahnten Geschwindigkeit schnellte er vor, überquerte er die Distanz zwischen Tür und dem Sofa, wo sie gesessen hatte und hob die Hand. Mit seinen Klauen fuhr er ihr über den Hals und durchtrennte mit den rasiermesserscharfen Krallen ihre Halsschlagader und die Luftröhre, so dass sie nach Luft ringend zurückfiel. Im Fallen ließ sie das Baby los und mit der anderen Hand griff er es aus der Luft, packte es am Hals. Mit einem leisen Knacken brach das Genick des Babys, als er es schüttelte und vor den Augen der Mutter nahm er die andere Hand und schlitzte es mit den Klauen der Länge nach auf, bevor er es achtlos zu Boden warf. Mit fassungslosem Entsetzen beobachtete die Mutter den Tod ihres Kindes, eines Kindes dessen Mutter sie ebenso gewesen war, wie seine; ein Kind, das sie mehr geliebt hatte als ihn und er fühlte eine tiefe Befriedigung in sich aufsteigen, dass sie noch am Leben war um es sterben zu sehen. Ihre Furcht zu riechen trieb ihn an, denn er empfand ihre Gefühle für ihn damit, er genoss es, in ihrem Terror zu schwelgen, der sich in ihr ausbreitete, als sie erkannte, dass sie keinerlei Chance hatte, zu entkommen. Panisch versuchte sie die klaffende Wunde in ihrem Hals zuzuhalten, zu verhindern, dass noch mehr Blut aus der geöffneten Schlagader spritzte, doch es war vergeblich. Das Blut lief über ihre Hände und auf den Boden, das Blut in der wunderschönen Farbe, so wie er sich den Himmel immer vorgestellt hatte. Er blickte ihr ein letztes Mal in die Augen, als er sich über sie beugte, wie sie auf dem Boden lag, sag ein letztes Mal die Furcht in ihren Augen und keinen Hass mehr, keine Abscheu oder Ekel vor ihm, dem Tier, das sie stets in ihm gesehen hatte. Nein, sie zeigte nur noch Furcht und er fühlte seine Erregung noch gesteigert damit. Sie empfand etwas für ihn und das war es, das er immer von ihr in Erinnerung behielt. Er ließ ihre Furcht über sich kommen und dann hob er die Klauen, um auch sie mit ihnen von oben nach unten aufzuschlitzen, so wie er es auch mit dem Baby getan hatte, dessen Blut bereits an den Krallen klebte.

 

Er war erstaunt, wie leicht seine Nägel durch das Fleisch glitten, fasziniert von der Leichtigkeit, mit der er sie hatte töten können und er spürte eine gewisse Erleichterung, doch dann hörte er ein Geräusch hinter sich. Er drehte sich um, um zu sehen, wie sein Vater ins Zimmer trat, mit einem neuen Spielzeug für das Baby. Seinem Gesicht sah man das blanke Entsetzen an, als er seine Frau und sein Baby auf dem Boden liegen sah, blutüberströmt und er wusste genau, dass sie tot waren. Sie lagen in einer sich ausbreitenden Lache aus ihrem Blut und ihr Mörder, sein Sohn stand über ihnen, blutbespritzt und mit ihrem Blut an seinen Klauen, ein Funkeln in seinen Augen vor Verzückung, Freude und Liebe. Jegliche Worte blieben dem Mann im Hals stecken, alles was er noch fühlte waren Wut, Verzweiflung, aber auch Hass und Furcht. Er fürchtete ihn nun und der Geruch dieser Furcht war es, die ihn alles vergessen ließ, als er der Rage nachgab, die in ihm aufstieg. Sie hatten ihn in den Keller gesperrt, als er hilflos und wehrlos gewesen war, doch was war vor langer Zeit. Nun war er nicht länger wehrlos. Er lächelte, ein unpassendes Lächeln für diese Situation, doch er genoss die Furcht seines Vaters, genoss diesen besonderen Geruch des einzigen wahren Gefühles seiner Eltern für ihn und er genoss diesen Moment, den er sich oft in Gedanken im Keller ausgemalt hatte, seit er erkannte, dass er keinesfalls eine Abscheulichkeit der Natur war, sondern einfach nur anders. Doch nun war es etwas ganz anderes und er lächelte noch immer, als er mit unmenschlicher Geschwindigkeit und Agilität sich auf seinen Vater stürzte, den Mann, der ihn jahrelang gepeinigt hatte, verprügelt und gequält, in Körper und Seele und blind vor Wut einfach auf ihn einhieb, auf ihn mit seinen Klauen einschlug, bis auch sein Vater seiner Frau und dem Baby auf dem Boden Gesellschaft leistete, der Körper so zerfetzt, dass er kaum noch erkennbar war, in der toten Hand hielt er noch immer das Spielzeug umklammert, das er für sein Kind geholt hatte, das Kind das er lieben konnte, weil es normal war.

 

Er sog den Geruch des Blutes ein, des Blutes, das er gerade vergossen hatte und blickte auf die Leichen hinab. Ihre Körper waren zerfetzt, ihre inneren Organe lagen frei und er konnte sie sehen. Er war fasziniert und die blinde Wut, die Rage in die er geraten war, ebbte langsam ab. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich frei, wirklich frei und auch wenn er noch die Ketten an seinen Handgelenken hielt, so stellten sie für ihn keinerlei Einschränkungen mehr dar. Auf dem Boden breitete sich die Lache des frischen Blutes weiterhin aus, das Blut seines Vaters vermischte sich langsam mit dem Blut der beiden anderen und färbte den Teppich rot.

 

Er war zufrieden, befriedigt betrachtete er die Leichen seiner Familie auf dem Boden. Und er fühlte eine eigenartige Erleichterung über sich legen. Sie hatten niemals zuvor einen Grund gehabt, ihn zu fürchten, er hatte ihnen niemals zuvor einen Grund gegeben und dennoch, an diesem Tag hatten sie ihn wirklich gefürchtet. An diesem Tag hatte er ihnen bewiesen, dass er nicht länger wehrlos war. Er fühlte, wie das Adrenalin durch seinen Körper rauschte, angeheizt von dem Geruch des Blutes und der Furcht, die er in ihrem Schweiß riechen konnte. Sein Herz schlug schneller und sein Puls raste vor Aufregung, sein Atem hatte sich beschleunigt. Der rote Schleier legte sich langsam, durch den er alles beobachtet hatte und alles was er nun noch fühlte war ein unendliches Gefühl von Freiheit und Frieden.

 

Ihre Angst war das einzige Gefühl für ihn, an das er sich erinnern konnte, dieser Geruch war etwas, das er niemals vergessen würde, diese nackte Emotion, die es geschafft hatte, ihn so tief zu berühren, die ihn so erregt hatte. Er leckte sich die Krallen ab, schmeckte den Geschmack des süßen Blutes, der so anders als sein eigenes schmeckte.

 

Auch daran wollte er sich immer erinnern. Sie hatten ihn niemals geliebt, er konnte sich nicht erinnern, dass sie es jemals getan hatten, denn dafür war er zu klein gewesen. Nein, sie hatten ihn niemals geliebt, warum konnten sie ihn nicht lieben? Ihre Furcht vor ihm hatte ihn zutiefst berührt, denn sie zeigte ihm, dass sie doch etwas für ihn empfunden hatten. In dem Keller, in der Schwärze des kleinen Raumes hatte er sich stets auf seine Sinne verlassen und dieses Gefühl war das einzige, das er so hatte riechen können.

 

Er blickte ein letztes Mal zurück, diesen Anblick würde er niemals vergessen wollen, den süßen Geschmack ihres Blutes auf seinen Lippen und der Geruch ihrer Angst, ihres Terrors, den sie vor ihrem Tod empfunden hatten. Der Geruch ihrer Angst würde ihn immer an sie erinnern, an das einzige Gefühl, das sie für ihn hatten. Der Boden im Zimmer war blutrot, getränkt mit dem Blut seiner Familie, seiner ersten Opfer und er fand Gefallen an der Farbe. Es war die Farbe des Himmels so wie er ihn in Erinnerung hatte und ihn sich immer vorgestellt hatte.

 

Als er das erste Mal nach draußen trat, sog er die Luft tief in sich ein. Er hatte die Welt noch niemals gesehen, niemals den Keller verlassen und alles war so voller neuer Erfahrungen, neuer Gerüche, die er intensiv wie niemals zuvor empfand und verspürte. Er lächelte und blickte zum Himmel hinauf, der im Lichte der Abendsonne so gefärbt war, wie in seiner Vorstellung. Es hatte sich nichts verändert, wie er befriedigt feststellte und es machte ihn glücklich.

 

Monster!“-„Tier!“-„Biest!“-„Ungeheuer!“-„Höllenbrut!“-„Abnormität!“-„Freak!“

 

Die untergehende Sonne warf lange Schatten und als er aus ihnen ins Licht trat, da konnte man ihn deutlicht erkennen. Seine langen blonden Haare waren zerzaust und ungekämmt, unter der zerrissenen Kleidung war eine stärkere Behaarung des Körpers sichtbar, doch er hatte kein Fell und er war voller Blut. Seine Fingernägel waren lang und gekrümmt, Knochen hatten sie verstärkt und sie ähnelten nunmehr den Klauen eines wilden Tieres als den Fingernägeln eines Menschen, seine Fußzehen sahen ähnlich aus. Ein glückliches Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet und er sah befreit aus, seine Augen funkelten, doch es war ein wildes Funkeln in ihnen. Es lag etwas in ihnen, das man nicht genau beschreiben konnte, etwas wildes, animalisches und doch hatten sie ein irres Leuchten in ihnen.

 

Doch er war nicht irre, er war zum ersten Mal in seinem Leben frei und er genoss seine neugewonnene Freiheit mit der Unschuld eines Kindes als er in den Wald ging und in den Schatten der sich niederlegenden Nacht verschwand.

 

An diesem Tag war es, als er sein Elternhaus das erste Mal verlassen hatte und er würde nie wieder einen Fuß hineinsetzen. Man würde die Leichen später finden und der Bericht würde später sagen, dass ein wildes Tier sie getötet haben musste. Von ihm war niemals die Rede gewesen, denn niemand wusste von dem ersten Kind der Familie, auch nicht die Menschen, die ihn gesehen hatten, als er noch normal gewesen war und die sich mit der Ausrede hatten abspeisen lassen, er sei in die Stadt zu Verwandten geschickt worden, um eine bessere Erziehung zu genießen. Niemand hatte jemals danach gefragt, warum es keine Fotos von ihm in der Wohnung gäbe, warum er niemals zu Besuch käme und mit der Zeit vergaßen die Nachbarn, die von ihm wussten, dass es ihn gab.

 

An diesem Tag war es, an dem er seine Eltern getötet hatte, seine Familie; an dem er das erste Mal einen Menschen getötet hatte, doch es würde nicht das letzte Mal bleiben. Denn die Furcht seiner Opfer war es, die ihn sich immer wieder an diesen Tag erinnern ließ, die ihn an diesen Moment zurückerinnern ließ, an den Tag, an dem er seine Freiheit  gewonnen hatte und sie ließ ihn dieses Gefühl von neuem erleben. Das Gefühl am Leben zu sein. Und die Furcht war auch das Gefühl, das er in seinen Opfern suchte, denn es war das Gefühl, das er mit seinen Eltern verband, dem Gefühl das sie für ihn empfunden hatten, wenn sie ihn schon nicht lieben konnten und er suchte es immer wieder. Die Furcht seiner Opfer war für ihn zur Liebe seiner Eltern geworden, dem Gefühl das sie ihm nicht geben konnten und er nun mit ihrer Furcht verbinden würde. Der Geruch ihrer Angst war das einzige, das er mit ihnen verband, das einzige Gefühl, das sie ihm entgegenbrachten, das aus ihrem Herzen kam, stärker noch als ihr Hass und das einzige, das er in ihnen erkannt hatte. So würde er ihnen auf immer nahe sein können, so wie er es immer gewollt hatte und jedes Mal, wenn er tötete, wenn er die Furcht in den Augen der Opfer sah und ihre Angst riechen würde, so konnte er dies wirklich sein. So würden sie stets bei ihm sein können, in seinem Herzen, in welchem er bei ihnen immer sein wollte.

 

An diesem Tag, im Lichte der Abendsonne war der Himmel so blutrot gefärbt, wie er es stets in seinen Träumen war, so blutrot gefärbt wie der Boden des Hauses, wo sich das Blut seiner ersten drei Opfer miteinander vermischte und ausbreitete.

 

An diesem Tag war es, als er aufhörte Opfer zu sein und sich schwor, niemals in seinem Leben wieder Opfer sein zu müssen, zu sein.

Es war sein sechzehnter Geburtstag gewesen, doch das wusste er nicht.

 

An diesem Tag war es auch, als der unschuldige kleine Junge Victor Creed starb, den seine Eltern in den Keller gesperrt hatten und für das was er war misshandelt hatten, anders, und Sabretooth geboren wurde, als das Tier in ihm zum ersten Mal die Kontrolle übernommen hatte und ihn befreit hatte.

 

Er würde niemals wieder der kleine unschuldige Junge sein, denn das hatte man ihm genommen, nur weil er anders war, denn der war mit seinen Eltern in dem Haus an diesem Abend gestorben, wenn er überhaupt jemals eine Chance gehabt hatte, zu leben.

 

 

Aber ich bin auch das, was ich letztendlich entschlossen habe, zu bleiben.

 

 

 

~fin~

 

 

 

Anmerkungen: Es ist unverzeihlich, was Sabretooth in seinem Leben getan hat, die vielen Unschuldigen, die er getötet hat. Dennoch gibt es Gründe, die ihn zu dem gemacht haben was er ist, die ihn tun lassen was er tut und diese Gründe liegen meist im Verborgenen. Es ist unverzeihlich, wenn Eltern ihre Kinder misshandeln, nur weil sie nicht die Kinder sind, die sie sich gewünscht haben, weil sie anders sind und sie sie deswegen nicht lieben können. Es sind stets die Umstände, die uns zu dem machen, was wir sind, die den Grundstein für unser Wesen legen und unser Leben in eine Bahn lenken, die Menschen die wir treffen. Doch letztendlich sind wir es, welche die Entscheidung treffen, ob wir so bleiben, wie unser Leben uns geformt hat. Manchmal jedoch haben wir vielleicht keine Wahl, denn wir kennen es nicht anders.

Ich will weder den anderen die Schuld an seinen Taten geben, noch will ich gutheißen, dass er ein kaltblütiger Mörder ist, der zudem meist aus Freude am Töten tötet. Ich will lediglich die Gründe dafür aufzeigen, warum er so geworden, was ihn zu dem gemacht hat, was er ist und warum er sich vielleicht auch nicht anders entscheiden will.