Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.

 

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Gefangener meines Körpers

 

by Belladonna

 

 

Wie mag es wohl sein, wenn sein eigener Körper ein Gefängnis darstellt, in dem seine Seele gefangen ist? Wenn man nicht mehr genau weiß, ob man noch der ist, der man glaubt schon immer gewesen zu sein.

 

 

 

Viele Menschen fragen mich, wie es wohl ist, niemanden berühren zu können, nie jemanden umarmen zu können. Wie kann ich durch den Tag gehen, ohne jemand anderen zu berühren? Die Antwort, die ich ihnen gebe, ist jedes Mal die gleiche, wenn sie fragen. Ich antworte immer, dass es eigentlich ganz einfach sei und sie es nur auszuprobieren hätten, dann wären sie überrascht, wie leicht es ist.

 

Wie einfach ist es doch, durch die Straßen zu laufen, ohne dass dir jemand zu nahe kommt. Und obwohl es nur meine Gabe ist, anderen bei Berührung ihre Kräfte und Erinnerungen zu entziehen, so scheuen die anderen auch jeglichen Kontakt zu anderen in der Öffentlichkeit. In den Straßen sind sie nichts weiter als einzelne gesichtslose Individuen. Sie laufen aneinander vorbei, immer in Eile und achten peinlichst genau darauf, niemanden zu berühren. Wenn sie es tun, so wirkt es, als sei es ihnen peinlich. Und wenn es der Fall bei mir wäre, jemanden berühren zu müssen, sei es wenn er mir die Hand schütteln wollte, meine bloße Hand, so kann ich entweder gerade die Hände voll haben oder eine gute Ausrede ist stets eine gerade überstandene oder noch wütende Krankheit. Diese habe ich übrigens stets parat zu haben und es ist erstaunlich, wie viele der normalen Menschen ebenso reagieren. Es ist um so vieles einfacher als es scheint, ohne menschliche Berührung durch den Tag zu gehen.

 

Die anderen fragen niemals weiter, denn eigentlich wollen sie es gar nicht wissen. Sie sind insgeheim froh, nicht in meiner Lage zu sein und ihre geliebten Menschen umarmen zu können, sie küssen zu können.

 

Denn so einfach wie es jetzt klingen mag ist es in Wahrheit nicht. Ganz im Gegenteil, es ist schwerer als die meisten Menschen sich vorstellen können.

 

Die Berührung durch andere ist etwas, das eine starke Bindung zwischen Menschen schafft. Der erste Sinn, den Babys entwickeln und der sie beruhigt ist die Berührung ihrer Mütter. Die sanften warmen Hände, die sie zärtlich im Arm halten lassen sie sich sicher und geborgen fühlen, beschützt. Dies ist etwas, was ich niemals erfahren werde, das Gefühl ein Kind an meiner Brust zu halten, es unter meinem Herzen zu spüren. Es schmerzt mich zutiefst, wenn ich sehe, wie andere dieses Glück genießen können, doch ich habe gelernt, dies nicht zu zeigen, auch wenn man den Schmerz in meinen Augen manchmal sehen kann, zumindest ich sehe ihn deutlich im Spiegel.

 

Der erste Kuß zwischen Liebenden ist etwas ganz besonderes und etwas, an das man sich sein Leben lang erinnert. An meinen ersten Kuß erinnere ich mich auch sehr gut, denn meinen Freund, den ersten Mann, den ich auf diese Weise berührt habe, hat es das Leben gekostet. Ich wusste nicht, was ich ihm antun würde, ich wusste damals nicht über welche Kräfte ich verfüge. Sein Leben und alles was er war ist für immer in meinem Gedächtnis eingebrannt, doch er ist für immer fort. Ich habe ihm sein Leben genommen und selbst wenn er mir doch keine Schuld an dem geben mag, so werde ich mir dies nie verzeihen können. Und ich tat es wieder, als ich den Mann den ich liebe ich mit unserem Kuß, der wie wir glaubten unser letzter und einziger sein würde, ins Koma geschickt habe und was ich in seinen Gedanken gesehen habe, war etwas, das ich nicht auf diese Art und Weise lernen wollte. Dieser Moment des Zusammenseins hat unsere gesamte Beziehung verändert, vielleicht sogar zu einem gewissen Maß zerstört. Ich kann es nun unter Kontrolle halten, doch ich werde immer genau wissen, was er vor mir und anderen verborgen hat. Niemals werde ich ihm wieder so bedingungslos vertrauen können wie zuvor, denn ich werde immer wissen, was für ein Mensch er wirklich ist. Oh, ich weiß genau, wie stark seine Gefühle für mich sind, denn sie habe ich auch absorbiert, und ich weiß, dass ich für ihm immer die einzige wahre Liebe sein werde, doch das sind Dinge, die man nicht auf diese Art erfahren sollte, die ich ganz gewiß nicht auf diese Art und weise erfahren wollte. Ich wünschte, ich hätte ihn nicht so kennengelernt, aber ich kann es nicht mehr ungeschehen machen. Seine Gedanken sind wie all die anderen zuvor, die ich berührt habe in meinen Erinnerungen gespeichert. Ich werde ihn nie mehr so sehen wie früher, ich kann ihn nie mehr so sehen wie ich ihn früher gesehen habe, so sehr ich mich bemühe, zu vergessen, was ich durch unsere Berührung aufgenommen habe, durch unseren Kuß.

 

Ich kann niemanden mit meinen bloßen Händen berühren, ohne ihm sein Leben, zumindest einen Teil davon zu stehlen. Ich nehme von jedem, der meine Haut berührt, die Erinnerungen auf, manchmal weiß ich selbst nicht mehr, wer ich wirklich bin, wer mein wahres Ich ist. Die vielen Persönlichkeiten unter Kontrolle zu halten und zu trennen erfordert meine ständige Konzentration und ich fürchte jeden Tag, dass sich mein Ich in dem Mahlstrom der fremden Erinnerungen und Erfahrungen verlieren könnte. Ob ich überhaupt noch wirklich existiere oder ist meine Seele schon von den anderen Persönlichkeiten überschrieben worden. Sind meine Vorlieben wirklich die meinen oder nur die, welche ich einem anderen gestohlen habe? Kann ich mit Sicherheit sagen, dass meine eigenen Erinnerungen auch die sind, die ich in meinem eigenen Leben gesammelt habe oder aus einem Leben stammen, dass ich durch meine Kräfte zerstört habe? Ich bin mir an manchen Tagen wirklich nicht sicher und das ängstigt mich zutiefst. Was wenn ich schon verloren bin? Doch wenn ich nun beginnen würde, mir darüber Gedanken zu machen, müsste ich mich ebenso fragen, wer es ist, der diese Frage stellt, ist dies auch nur eine der absorbierten Persönlichkeiten oder bin ich es?

 

Meine Freunde geben mir den Ankerpunkt in diesem wilden Ozean der Gedanken und Gefühle, sie helfen mir, mit dem Gefängnis der mein Körper für mich darstellt umgehen zu können. Meine Kräfte halten mich in gewisser Weise gefangen. Sie verdammen mich dazu, ein Leben zu führen, in völliger Isolation, um nicht zu riskieren, jemanden zu verletzen. Ich kann nicht riskieren jemanden zu berühren, denn ich stehle ihm damit sein Leben, seine persönlichsten Erinnerungen, Gefühle und Erlebnisse, die nur ihm alleine vorbehalten sein sollten. Ich möchte niemandem dies antun und die anderen wissen gar nicht, wie unbeschwert sie leben können, wie sehr ich sie um ihre Unbeschwertheit beneide, wenn sie sich an den Händen halten und küssen. Sie wissen nicht, wie sehr es mir in meinem Innersten, in meiner Seele weh tut, dies zu sehen, in dem Wissen, dass ich niemals so frei werde sein können. In gewisser Weise ist meine Gabe auch mein Fluch, denn er verdammt mich letztendlich zur Einsamkeit. Jeder Mensch braucht die Berührung anderer, von Haut auf Haut die ihm Geborgenheit, Liebe und Zärtlichkeit spüren lässt. Was ich spüren kann ist lediglich das, was durch die Handschuhe oder Kleidung gelangt, wenn etwas hindurchgelangt.  Ich weiß, dass die anderen mich so nehmen, wie ich bin, doch letztendlich werde ich alleine bleiben, denn auch wenn mein geliebter Remy mich um meinetwillen liebt, dafür was ich wirklich bin, so fürchte ich wird auch er eines Tages die Berührung der Haut suchen und wünschen, etwas, das ich ihm nicht geben kann, niemals geben kann.. Die anderen bringen mir Gefühle entgegen, die mich ihnen verbundener fühlen lassen, als es der geringste Körperkontakt je vermochte und ich sie alle tiefer berührt habe, als es meine Hände je konnten ebenso wie sie mich stärker berührten als es ihre Hände auf meiner Haut konnten, so werde ich dennoch immer ein Gefangener meines Körpers und meiner Kräfte sein, einem Gefängnis, aus dem es am Ende kein Entkommen gibt.

 

 

~fin~