Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.
Anmerkungen: Die Geschichte basiert auf dem Crossover WildC.A.T.s/X-Men – The Silver Age und spielt direkt bevor der Comic beginnt.
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Breaking the law
by Belladonna
‘So much for the golden future, I can't even start
I've had every promise broken, there's anger in my heart
you don't know what it's like, you don't have a clue
if you did you'd find yourselves doing the same thing too’
“Breaking the Law”; Judas Priest
Es ist dunkel in meiner Zelle, ein bisschen Licht scheint von draußen herein, doch es reicht nicht aus, um den kleinen Raum vollständig zu erhellen. Aber das macht nichts, denn ich kann perfekt in der Dunkelheit sehen, obwohl ich das, was ich da sehe, lieber nicht sehen würde. Da sitze ich nun allein in einer Zelle in irgendeinem vermoderten Kaff und brüte vor mich hin. Meine Hände sind ebenso wie meine Füße mit Ketten gefesselt, meine Kleidung zerrissen, so dass ich nur noch meine Hosen übrig habe. Ich sitze in einer Einzelzelle eines Gefängnisses in irgend einem südamerikanischen kleinen Dörfchen, ich der größte Dieb der Welt. Ich frage mich, wie es soweit mit mir hatte kommen können und ob es das wohl wert war.
Schon als ich geboren wurde, war offensichtlich, dass ich anders war, als all die anderen Kinder, meine Augen brandmarkten ich damals wie heute als Mutanten, rot auf schwarz. Doch ob das meine Eltern, ich meine damit meine wahren Eltern, gestört hätte oder ich meine Fähigkeiten von ihnen geerbt habe, das werde ich wohl niemals erfahren, denn ich habe sie nie kennengelernt. Stattdessen wuchs ich auf der Straße auf, einem Ort, an dem keine Kind aufwachsen sollte, einem Ort, an dem Kinder Erfahrungen machen, die ihnen besser erspart blieben.
Ich musste stehlen, um nicht verhungern zu müssen, das habe ich bereits früh begriffen. Ich musste mir Kleidung beschaffen, stehlen, damit ich nicht erfroren wäre, doch heute stelle ich mir die Frage, ob das jemanden geschmerzt hätte. Denn was wäre schon ein Mutant weniger gewesen? Das Stehlen war notwendig, um zu überleben und ich war ein gelehriger Schüler des Lebens, so dass ich recht bald gut darin wurde. Es war etwas, das zu meinem Leben gehörte so wie das Atmen, es war genaugenommen mein Leben, denn ohne das auf diese Art erlangte Essen hätte ich wohl kaum lange genug überlebt um jetzt darüber nachzudenken. Ich habe es damals nie als etwas Schlechtes empfunden oder als etwas falsches, denn ich wusste es nicht besser. Ich habe niemals etwas anderes gelernt und warum sollten nur andere Leute genügend Nahrung und Kleidung besitzen.
Damals habe ich nur gestohlen, was ich zum Überleben benötigte, ich war viel zu sehr damit beschäftigt als dass ich mir etwas mehr Luxus oder ähnliches gewünscht hätte. Wie heute auch ging es da nur um die Übertragung von Besitz, mit der Ausnahme, dass er da noch lediglich in Dingen bestand, die ich dringend brauchte, die ich brauchte um zu überleben. Und ich war wirklich gut in dem was ich tat, niemals hatte mich jemand erwischt, so dass ich stets unbehelligt davon kam.
Obwohl, manchmal hatte ich schon gehofft, erwischt zu werden, dass mich jemand dieser reichen Familien in der Stadt, die in den feinen und teuren Häusern wohnten, schnappte und vielleicht bei sich aufnähme. Auch wenn ich nun weiß, daß dies lediglich nur ein schöner Traum war.
Ich habe oft an den Fenstern gestanden und hineingesehen, an Weihnachten oder zu Ostern, zu den Feiertagen, an denen die Stadt immer besonders schön geschmückt war. Ich habe sie beobachtet, wie die andere Kinder mit ihren Spielzeugen spielten oder gemeinsam mit ihren Eltern an einem reich gedeckten Tisch saßen, um dort gemeinsam zu essen. Wenn sie ihre Geschenke ausgepackt hatten und die Gesichter sich vor Freude aufhellten, so muß ich zugeben, hatte es mir doch stets einen Stich ins Herz versetzt und wehgetan, sie lediglich beobachten zu können. Denn ich hatte keine Eltern, die mir Geschenke machten, ich hatte niemanden, zu dem ich an den Feiertagen gehen konnte und ich wusste nicht einmal meinen Geburtstag.
Wenn ich jetzt daran zurückdenke, so wollte ich einfach nur einen Platz haben, an den ich gehörte. Stattdessen hatte ich stets das Gefühl, ausgestoßen zu sein, ungewollt und ungeliebt. Selbst die anderen Kinder, die wie ich auf der Straße lebten mieden mich, und obwohl wir doch ein ähnliches Schicksal teilten, so waren sie normal und ich ein Freak, ein Satanskind. Sie hatten Angst vor mir und zogen sich von mir zurück, sie betitelten mich mit Namen, die mir wehtaten, obwohl ich doch wusste, keine Ausgeburt der Hölle zu sein, trotz meiner fremdartigen Augen. Aber selbst ich war mir nicht immer so sicher ob sie nicht vielleicht doch recht haben konnten.
Schon bald bemerkte ich, dass meine Augen nicht das einzige Merkmal meiner Mutation waren, denn ich entwickelte ein besonderes Gespür für die Gefühle der anderen. Ich war in der Lage, deren Emotionen zu empfangen, etwas, das man Empathie nennt. Das würde sich schnell als Vorteil wie auch als Nachteil für mich erweisen, wie ich schon bald bemerken sollte.
Ich fand heraus, dass wenn ich mich konzentrierte, ich meine Gefühle auf andere projizieren konnte und es hatte mich damals zu einem besseren Dieb gemacht. Ich habe meine Fähigkeiten nur eingesetzt, um mir Nahrung zu beschaffen und betrachtete sie als ein Geschenk. Endlich würde ich ein kleines bisschen Anerkennung von irgendeiner Entität erhalten, die über uns stand. Nun wollten die Leute mir etwas geben, wenn ich bettelte oder sie bemerkten nicht, wenn ich ihre Brieftaschen leerte, denn ich konnte sie so beeinflussen, dass sie mich ignorierten. Diese Fähigkeit erwies sich als extrem nützlich, denn ich hatte nun unbegrenzte Möglichkeiten um mich durch das Leben zu schlagen. Aber ich lernte bald die Schattenseiten dieser Gabe kennen. Ich konnte nun spüren, wie die Leute sich darüber ärgerten, dass ich ihre Taschen geleert hatte und dass sie mich eigentlich verabscheuten, Kinder die auf der Straße ein armseliges Dasein fristeten und anständige hart arbeitende Leute bestahlen. Die Worte der anderen Kinder schmerzten nun umso mehr, denn ich konnte ihre Wut spüren, ihren Hass und auch ihre Furcht. Ihre Worte waren absolut ernst gemeint und ich konnte nicht verstehen, was ich ihnen getan hatte, warum sie mich so sehr hassten. Ich war bereit meine Beute mit ihnen zu teilen, denn die hatte sich dank meiner neugefundenen Kräfte verdoppelt. Anstelle von Dankbarkeit erhielt ich nur die volle Ladung ihres Zornes, denn ich verhinderte ihren eigenen Erfolg.
Sie verprügelten mich und nahmen mir meine Beute weg. Ich spürte, dass sie mich ausnutzten, wenn sie mein Angebot seltene Male annahmen, ich konnte es genau fühlen, doch ich verstand sie nicht. Wir Diebe mussten doch zusammenhalten. Denn wenn ich auch nicht wusste, wo ich hingehörte, woher ich kam und wer ich wirklich war, so wusste ich doch um das Gemeinschaftsgefühl, das die anderen Kinder hatten. Ich konnte es deutlich spüren. Wenn ich nun an den Fenstern stand und in die Häuser blickte, fühlte ich die Freude anderer Kinder und die Liebe ihrer Eltern, etwas, das ich niemals hatte erfahren dürfen. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich neidisch auf die anderen Kinder war.
Doch der Tag sollte auch für mich kommen, an dem ich meine Familie finden sollte, einen Platz, an den auch ich gehören sollte. Das war der Tag, an dem ich erwischt wurde, das erste Mal in meinem Leben. Und das, obwohl ich nun über meine besonderen Kräfte verfügte. Ich weiß noch immer nicht warum ich sie an diesem Tag nicht verwendet hatte, doch ich hatte ein seltsames Gefühl. Ich musste ausgerechnet das Oberhaupt der Gilde der Diebe aussuchen, um mein nächstes Opfer zu werden, obwohl ich das da noch nicht wußte. Ich hatte entschlossen, ihm die Brieftasche zu stehlen, da er wohlhabend aussah. Natürlich konnte er mich nur erwischen, obwohl ich in dieser Methode des Stehlens besonders gut war. Doch so gut ich auch war, er war ein besserer Dieb.
Ich weiß bis heute nicht, warum er es tat, ob er einen neuen Rekruten benötigte oder einem armen Mutanten Mitleid entgegenbrachte, denn ich konnte seine Gefühle damals nicht genau deuten, ich hatte so etwas noch niemals zuvor empfunden. Aber er hat mich aufgenommen, in sein Haus und mich großgezogen als sei ich sein leiblicher Sohn, so wie er es eben mit diesem getan hatte. Er gab mir sogar seinen Namen und machte mich zu einem Mitglied seiner Familie, gegen den Willen der anderen Clans der Gilde der Diebe. Er trainierte mich und zeigte mir, was für einen professionellen Dieb notwendig war, zu wissen und zu können. Und ich war ein gelehriger Schüler, denn endlich hatte ich einen Platz gefunden, zu dem ich gehörte und ich lernte begierig, denn ich wollte meinen Vater nicht enttäuschen. Und er war niemals von mir enttäuscht, niemals hatte er mir gesagt, er bereue es, mich aufgenommen zu haben, so wie ich es eigentlich erwartet hatte. Ich war es so sehr gewohnt, ausgenutzt zu werden, benutzt zu werden um meiner Kräfte willen und dass man mich danach fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Und ich kann noch immer nicht anderen Menschen vollständig vertrauen. Doch nichts dergleichen geschah.
Hatte ich zuvor noch zurückgeschreckt, mehr als nur das nötigste zu stehlen, mehr als Kleidung und Essen, da ich niemandem weh tun wollte, so lernte ich schnell, dass die Reichen zu viel besaßen, manche Dinge nicht einmal vermissten. Sie hatten es nicht verdient, dass ihnen dieser unermessliche Reichtum gehörte. Es war nicht falsch, was ich tat, ich empfand es noch immer nicht als Unrecht. Diese Leute wussten die Dinge nicht zu schätzen, als sie sich noch in ihrem Besitz befanden, warum sollten sie ihnen nun fehlen? Es geschah ihnen recht und ich fühlte keine Schuld dabei. Im Gegenteil, das war es, was ich war, was ich konnte und ich war der Beste. Meine Kräfte, die ich entwickelte, meine Empathie und die Fähigkeit, Dinge durch Aufladen zum Explodieren zu bringen halfen mir, meine Position und meinen Status zu festigen.
Ich war dazu erzogen worden und ich war gut erzogen worden der König der Diebe zu sein, der weltbeste Dieb. Ich übertraf alle anderen, auch ohne den Gebrauch meiner Kräfte, doch an meinen Vater selbst kam ich niemals heran. Aber das machte mir nichts aus, denn das war ein Ziel, dass ich erreichen wollte, eines, das es wert war, erreicht werden zu wollen.
Ich weiß genau, dass ich selbst in der Gilde niemals willkommen war, ein Freak, doch meine Fähigkeiten als Dieb selbst haben mir ihren Respekt verschafft, ich habe ihn mir verdient und auch wenn wir es nicht durch unser Blut sind, so sind wir doch eine Familie und sie haben mich letztendlich akzeptiert wie ich bin und wer ich bin. Hier hatte ich meinen Platz gefunden und tat alles, um zu zeigen, dass ich ihn mir verdient hatte, dass ich es wert war, ein Mitglied der Familie zu sein.
Nun sitze ich hier in der kleinen Zelle, meine Hände und Füße in Ketten. Ich blicke in die Schwärze des kleinen Raumes und frage mich, ob es das wert war.
Ich sollte mich nicht zuviel fragen, denn die Antwort lautet klar ja.
Ich hatte meinen Platz gefunden und eine Familie, die mich aufnahm, als einen der ihren, obgleich ich ein Fremder für sie war und ein Mutant. Ich bin ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet und tue alles, um ihnen diese Dankbarkeit zu zeigen. Nun, ich habe erneut einen Fehler gemacht und bin erwischt worden. Eine gute Gelegenheit, um über alles nachzudenken, mein Leben, doch eigentlich bereue ich überhaupt nichts. Ich bereue nicht, dass ich ein Dieb bin, denn es ist, was ich tue. Es tut mir auch nicht leid, dass ich stehle, denn es hat mich letztendlich zu meiner Familie geführt, zu meinem Platz in meinem Leben. Den Leuten, denen ich Dinge stehle geschieht es nicht besser, sie wissen nicht was sie mit ihrem Geld anfangen sollen. Keiner dieser feinen Herrschaften hatte auch nur einen Finger oder einen Penny gerührt, um mir zu helfen, als ich noch auf der Straße lebte. Lediglich mein Vater zeigte mir, was es heißt, eine Familie zu haben und half mir, als ich Hilfe benötigte und nun ist es an mir, diese Geste zu würdigen und zu erwidern.
Stehlen hieß für mich leben und es ist zu meinem Leben geworden. Auch wenn es heißt, dass man nicht stehlen solle, so tun es alle anderen auch, auch wenn sie es anders nennen mögen. Sie stehlen die Leben der anderen, wenn sie sie unterdrücken, sie stehlen die Leben der Kinder auf der Straße, wenn sie sie abweisen und verlassen, sie einfach wegwerfen, so wie sie auch mein Leben auf diese Weise gestohlen haben. Die Menschen nehmen anderen stets irgendwelche Dinge und rechtfertigen sich mit fadenscheinigen Erklärungen.
Ich bin ein Dieb, ich stehle weil ich es kann, weil es das ist, das ich tue und ich muss mich in keinster Weise dafür rechtfertigen.
In meinem Hosensaum ist eine kleine Klammer versteckt, die Wärter haben sie nicht gefunden, als sie mich durchsucht haben. Sie würde sich nun als nützlich erweisen. Mit dem kleinen Stück Metall kann ich meine Ketten knacken, die mit einem leisen metallischen Klirren zu Boden fallen. Erleichtert reibe ich mir die Hand- und Fußgelenke um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. In einer Tasche habe ich noch ein Päckchen Zigaretten und ich will mir gerade eine anzünden, mir Gedanken machen, wie ich möglicherweise von hier fliehen kann, da öffnet sich die Türe.
Die Wärter bringen einen neuen Gefangenen herein, gefesselt wie ich es zuvor noch gewesen war, an Händen und Füßen, zusätzlich geht eine Kette von den Handgelenken zu einem Metallhalsband. Er wird in die Zelle neben der meinen gebracht und nachdem die Wärter ihn unsanft hineingestoßen haben, überlassen sie uns nun ganz uns selbst. Er ist blond und hat eine auffällige Tätowierung am rechten Oberarm, eine Kobra mit einer römischen Sieben. War wohl beim Militär oder so. Ich frage mich, warum er wohl hier ist, ob die Wärter ihn für so gefährlich halten, dass sie ihn in Ketten legen und warum er ausgerechnet zu mir in den Einzeltrakt geworfen wurde. Ich erkenne ihn jetzt, habe ihn schon durch die Gitter gesehen, als ich hierher gebracht wurde. Die Wärter sind längst verschwunden und ich mustere meinen Mitgefangenen. Er ist aus irgend einem Grund verärgert und geht in der kleinen Zelle auf und ab. Ich stehe auf und gehe ans Gitter. Ich frage mich wirklich, was er wohl verbrochen hat um hier zu landen.
„Und, mon ami...wofür sitzt du?“
~fin~
(inspired by WildC.A.T.s/X-Men The Silver Age, Seite 1)