Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.

 

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Anmerkungen: Die Geschichte ist Teil meiner Geschichte zweier Liebenden und ist das Sequel zu Waiting for the Sky to fall und Before the dawn.

 

 

 

Während du schliefst

 

by Belladonna

 

 

 

Es war dunkel und der Mond tauchte das Anwesen in Westchester in ein fahles Licht. Alle Bewohner waren bereits zu Bett gegangen, in keinem der Fenster brannte noch Licht als eine dunkel gekleidete Person die wenigen Stufen zum Eingang hinaufstieg. Sie zögerte kurz als sie vor dem Portal stand. Mit einem leisen Knarren öffnete sie dann die schwere Eingangstür und betrat das Haus. In der Eingangshalle war es ebenfalls dunkel, doch sie wollte kein Licht anmachen, denn sie wollte nicht riskieren, jemanden zu wecken. Außerdem wollte die Person nicht riskieren, dass jemand bemerkte, dass sie hier gewesen war.

 

Die Person kannte den Weg, den sie zu gehen hatte, sie kannte ihr Ziel genau, doch als sie vor der Türe stand, ihr Ziel erreicht hatte, da zögerte sie erneut. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Türe öffnen sollte, nicht sicher, ob sie auf das gefasst war, dass sie sehen würde. Die Person war sich nicht sicher, ob sie bereit war, die Person wiederzusehen, die sich hinter der Tür befand.

 

Dennoch, sie hatte zurückkehren müssen, sie musste es einfach, auch wenn sie wusste, dass es nur von kurzer Dauer sein sollte. Denn sie wusste genau, dass sie noch nicht bereit war, wieder ganz zurückzukehren. Die Person atmete tief durch und betrat dann das Zimmer. Nachdem sie hinter sich die Türe geschlossen hatte, konnte sie auch riskieren, das Licht auf dem Nachttisch anzuschalten, das nun einen Teil des Raumes erhellte.

 

Direkt unter dem Lampenkegel stand ein Bett und die Person, die darauf lag, war geisterhaft bleich, so dass die rotbraunen langen Haare, die im in einigen Strähnen ins Gesicht fielen, einen starken Kontrast bildeten zu der Haut, die beinahe so weiß war, wie das Laken, auf dem er lag. Der Mann hatte die Augen geschlossen, aus seiner Nase kam ein dünner Schlauch, über den er beatmet wurde und an seinem Arm waren Infusionsnadeln, über die er mit Nährlösungen versorgt wurde, so wie er an unzähligen Monitoren angeschlossen war, die seine Lebensfunktionen überwachten. Doch  man musste kein Mediziner sein, um erkennen zu können, dass alle Werte ziemlich schwach waren. Es war offensichtlich, dass der Mann im Koma lag und die Person, die dafür verantwortlich war, stand direkt über ihm.

 

Als sie in den Schein des Lichtkegels trat, sah man, dass die dunkel gekleidete Person eine Frau war, mit langen dunkelbraunen Locken und einer weißen Ponysträhne in der Mitte. Ihre grünen Augen blickten traurig auf den Mann auf dem Bett, denn sie wusste genau, warum er dort lag und in gewisser Weise war es ihre Schuld. Sie zog sich einen Stuhl heran und strich ihm zärtlich eine Strähne des rotbraunen Haares aus dem Gesicht. Sie brauchte keine Sorge zu haben, ihm noch mehr zu schaden, denn sie trug Handschuhe, die einen direkten Kontakt zu seiner Haut vermieden. Sie sah ihn an, die eingefallenen Augen, und die blasse Haut vor der die Bartstoppeln so hervorstachen. Sie sagte kein Wort, sondern sie saß lediglich nur da, hielt seine Hand in der ihren. Doch sie war bei ihm, bei dem Mann, den sie liebte, dem einzigen Mann, der ihr jemals soviel bedeutete, dass sie riskieren hatte müssen, ihn zu verlieren. Doch es war eine Entscheidung des Herzens gewesen und das Herz trifft nicht immer die gefahrloseste Entscheidung, ganz besonders nicht, wenn es sich um das Herz eines Liebenden handelt.

 

~/~

 

Es ist alles meine Schuld, dass du hier liegst. Aber ich konnte nicht anders, ich konnte den Gedanken nicht ertragen, zu sterben, ohne diesen einen Kuss, diesen letzten Kuss. Es sollte mein letztes Geschenk für dich werden und jetzt könnte es das letzte Geschenk überhaupt werden. Es ist alles meine Schuld, doch ich liebte dich zu sehr, ich liebe dich immer noch mehr als alles andere auf der Welt und das ist es auch, was es mir so schwer macht. Ich konnte nicht sterben, ohne dass ich dir gezeigt habe, wie viel du mir wirklich bedeutest, wie sehr ich dich wirklich liebe und du konntest das auch nicht. Jetzt sitze ich hier an deinem Bett, es ist mitten in der Nacht und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was könnte ich auch noch sagen. Ich weiß genau, was du für mich empfindest, dass du ebenfalls nicht gehen konntest, ohne mir dein Herz zu öffnen und jetzt habe ich mehr darin gesehen, als du wahrscheinlich jemals für mich zu öffnen bereit gewesen warst. Ich weiß, dass du mich liebst und dass du es mir sagen wolltest. Dies sollte dein Geschenk an mich werden, dein Abschiedsgeschenk, doch es ist so viel mehr für mich.

 

Dein Vertrauen für mich ist mehr als ich je erhoffen konnte und dafür danke ich dir. Aber ich weiß dass du dennoch niemals ganz offen zu mir warst oder sein wirst, denn ich habe mehr gesehen, als du mich sehen lassen wolltest. Du wolltest es nicht enden lassen, ohne mir dein Herz zu geben und ich empfinde das gleiche. Nun habe ich es gesehen und ich begreife nichts mehr. Mein Leben hat sich geändert und ich kann es nicht begreifen. Ich kann nicht begreifen, was ich gesehen habe, in deinen Gedanken. Sie alle sind jetzt in mir und vieles macht mir Angst, da gibt es so vieles, das ich nicht begreifen kann und ich habe das Gefühl, es herausfinden zu müssen. Ich muss die Wahrheit erfahren, denn sonst weiß ich, dass nichts mehr so sein kann, wie es gewesen ist, nie mehr, so wie ich es mir für uns immer gewünscht habe und noch immer tue. Ich liebe dich, stärker als ich es jemals zuvor getan habe, doch es kann erst wieder alles in Ordnung sein, wenn ich herausgefunden habe, was ich nicht verstehe. Ich habe Dinge gesehen, in deinen Gedanken, die mich verunsichern, die mich an mir zweifeln lassen, doch dann erkenne ich, dass es deine Zweifel sind.

 

Es sind deine Zweifel, die mich nun in unserer Beziehung beschäftigen, deine Zweifel, ob ich dich wirklich verdiene oder ob du mich wirklich verdienst. Ich wünsche mir keinen anderen Mann als dich, Remy, ich könnte niemals einen anderen mehr lieben als ich dich liebe und ich hoffe, dass du das verstehen wirst. Ich wollte diesen letzten Moment in der Wüste mit dir verbringen, nur mit dir und ich täte es wohl jederzeit wieder, denn sonst würde sterben. Es zerreißt mir das Herz, dich hier so liegen zu sehen, denn ich wollte dir niemals wehtun. Ich hoffe, du wirst mich verstehen, wenn ich herausfinden muss, was die Wahrheit ist, die mich so an unserer Liebe zweifeln lässt, die Wahrheit, die dich daran zweifeln lässt, nicht der Mann zu sein, den ich verdiene und ich hoffe, dass ich dir dann diese Zweifel nehmen kann. Mein Herz gehört dir und daran wird sich nichts ändern, niemals.

 

Ich muss jetzt gehen, denn sonst werden die anderen merken, dass ich hier gewesen bin und Bobby soll auch nichts davon wissen, dass ich hier gewesen bin. Aber ich konnte nicht anders, ich konnte nicht weiter ohne dich zu sehen, ohne zu wissen, dass es dir gut geht. Ich liebe dich, Remy LeBeau und daran wird sich nichts ändern, weder du noch sonst etwas.

 

~/~

 

Rogue hielt noch immer seine Hand, sie hatte nicht bemerkt, dass sie irgendwann begonnen hatte leise mit ihm zu sprechen, es wurde ihr erst bewusst, als sie sich bereit machte, zu gehen. Sie wollte nicht, dass jemand sie hier vorfand und  sie wollte auf keinen Fall die Fragen der anderen beantworten, nicht zu diesem Zeitpunkt. Rogue legte seine Hand wieder zurück auf das Laken und beugte sich vor um ihn auf die Stirn zu küssen, die von seinen Haaren bedeckt war. Sie fühlte, wie ihr die Tränen begannen über die Wangen zu rollen und sie öffnete das Fenster. Die kühle Nachtluft strich durch ihre Haare, doch sie bemerkte es nicht. Sie warf noch einen letzten Blick zurück, dann erhob sie sich in die Nacht und verschwand im Dunkel.

 

~/~

 

Es war eine Weile nachdem Rogue gegangen war, an diesem Morgen hatten die anderen noch nicht nach Remy gesehen. Im Zimmer war das Fenster noch immer geöffnet und ein leiser Windhauch strich über das Gesicht des Mannes, der auf dem Bett lag. Seine Augen waren noch immer geschlossen, doch seine Fingerspitzen bewegten sich leicht. Dann ballten sie sich zur Faust und der Mann schlug die Augen auf. Er sagte nur ein einziges Wort, doch das war es gewesen, was ihn aus dem Koma erwachen ließ, in dem er die vergangenen drei Wochen gelegen war. Seine Stimme war leise, er hatte noch nicht die Kraft wiedererlangt, doch das würde nur eine Frage der Zeit sein, wie auch alles andere.

 

„Chère.“

 

 

 

~fin~