Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser.

 

Anmerkungen: Die Geschichte ist als Zusatzstück zu „Ein Hauch von Bösem“ zu sehen, und diese sollte zuvor gelesen werden.

 

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Sinistre Überlegungen

 

by Belladonna

 

 

Im Labor war es dunkel, doch nicht das Licht war es, das es düster wirken ließ, sondern vielmehr der Mann, der darin arbeitete. Das Labor selbst war von einer Halogenlampe an der Decke in ein kühles Licht getaucht. Auf den vielen Regalen an den Wänden standen unzählige Flaschen, die Chemikalien mit langen exotischen Namen und verschiedenen Farben enthielten. Eines jedoch hatten alle diese Chemikalien gemein, denn auf den Flaschen war das Totenkopfsymbol abgebildet, welches sie alle als äußerst gefährlich einstufte und tödlich. In der Mitte des Labors, direkt unter der Lampe stand ein Operationstisch, der an Kopf- und Fußende Fesselvorrichtungen besaß, um den Patienten ruhigzustellen. Neben dem Tisch lagen auf einem kleinen Beistelltisch sauber polierte blitzende Operationsbestecke, bereit für einen neuen Einsatz. In der Ecke befanden sich mehrere Glaszylinder, von denen momentan zwei belegt waren. Sie enthielten die neuesten Objekte des Mannes. Die Zylinder waren gerade groß genug, um darin stehen zu können, oder wie es das weibliche der Objekte tat, zu sitzen, mit den Knien zur Brust gezogen. Doch das männliche der Objekte beobachtete den Mann. Der Raum roch nach Chemikalien, Desinfektionsmitteln und nach Tod. Der Mann arbeitete still an seinem Schreibtisch, der in einer anderen Ecke stand. Er schien unbeeindruckt von dem Geruch und der Tatsache, dass sich auf dem Operationstisch eine Leiche befand, das fehlgeschlagene Objekt eines früheren Experiments, das er plante später zu obduzieren.

 

Der Mann war groß, seine schwarzen Haare bildeten einen starken Kontrast zu der unglaublich und unnatürliche blassen Haut, ebenso wie seine dämonischen roten Augen. Als er lächelte, entblößte er spitze raubtierartige weiße Zähne und über seinen Augen befand sich inmitten der blassen Stirn eine Markierung, ein rotes Karo, das auf einer Spitze stand. Seinen Körper bedeckte eine Art metallische Panzerung mit roten Einsätzen und über den Schultern trug er ein abstehendes Geflecht von Streifen, die einen Umhang bildeten. Er war Wissenschaftler, Mediziner und Genetiker um genau zu sein und auf seine eigene Weise ein Genie. Sein Name war Dr. Nathaniel Essex.

 

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Ich begreife nicht, warum das letzte Experiment gescheitert ist. Die Parameter für diesen Versuch waren fehlerlos und basierten auf den Überlegungen und Erkenntnissen voran gegangener Experimente. Es hätte eigentlich nicht scheitern dürfen und dennoch ist es geschehen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie unberechenbar und unvorhersehbar die Zukunft doch ist.

 

Ich muss wohl trotz sorgfältigster Überprüfung und Tests etwas übersehen haben, aber das ist kein Grund, das Ziel aus den Augen zu verlieren, denn auch einem Fehlschlag kann man noch etwas nützliches abgewinnen und ihn vielleicht noch zu einem Erfolg machen. Ich denke es wäre fatal, den Fehlern nicht die selbe Aufmerksamkeit zu schenken, wie seinen Erfolgen, denn sie sind ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger. Nur ein Narr wird einen Fehler wiederholen und nicht daraus lernen. Und ich mag vieles sein, doch gewiss kein Narr.

 

So wie alle großen vor mir habe auch ich damit zu kämpfen, nicht verstanden zu werden. Oh und ich weiß genau, dass auch er es nicht versteht, so wie er mich aus seinem Glaszylinder ansieht. Ich weiß genau, was er von mir denken mag, er wäre nicht der erste und wird ganz sicherlich nicht der letzte sein. Diesen Blick habe ich schon zu viele Male gesehen, diese Mischung aus Abscheu, Ekel und Verachtung mit einer unterschwelligen Ungläubigkeit und Unverständnis für das, was ich erreichen möchte. Er versteht es nicht und wird es wohl nicht verstehen.

 

So wie alle der großen Wissenschaftler, die vor mir kamen werde auch ich für meine bedingungslose Hingabe an meine Arbeit und Sache verachtet. Ist es denn so, dass man durch die Aufopferung für seinen Traum und seine Ideale gleich gebrandmarkt wird? Man als schlecht bezeichnet wird, nur weil seine Ideale nicht mir denen der anderen übereinstimmen mögen? Ich bin durch meine Hingabe an die Medizin und Genetik gebrandmarkt, doch das wird mich nicht davon abhalten, weiter daran zu arbeiten eines Tages meine Ziele erreichen und verwirklichen zu können.

 

Wenn Menschen sich bedingungslos und ohne darüber nachzudenken ihren Idealen und Zielen opfern, so lässt es sie Dinge erreichen, die sie niemals zu träumen gewagt hatten. Dadurch wurden sie leicht zum Ziel des Neides der anderen und ihres Zorns.

 

Es ist wahr, dass ich Dinge tat und tue, die andere niemals tun würde oder gewagt hätten zu tun, doch für meine Ziele unabdingbar sind. Es ist wahr, dass ich Dinge tat, die vor mir noch niemand anderes zu tun gewagt hat, doch bezeichnet mich das nicht vielmehr als einen Pionier und Visionär? Für jede neue Operationsmethode gibt es ein erstes Mal und unzählige Versuche, die dem ersten erfolgreichen Ergebnis vorausgehen. Jemand hat sich diese Idee erdacht und sie auch erprobt. Waren diese Menschen etwas anderes als ich? Was unterscheidet sie so sehr von mir?

 

Die ersten Transplantationen waren noch als utopisch verschrieen und war die Leichenöffnung, von einer Operation am lebenden Menschen ganz zu schweigen, nicht früher strengstens verboten? Hatten nicht unerschrockene Pioniere  der Medizin dies dennoch versucht und durchgeführt um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, neuen Methoden, Leben zu retten, trotz aller Konventionen? Haben nicht auch sie aus ersten Fehlschlägen gelernt und sich nicht etwa dadurch entmutigen lassen?

 

Es mag unethisch erscheinen, wenn ich meine Experimente an Menschen durchführe, doch auch diese ersten Operationen waren nichts weiter als Experimente am Menschen, die erst später erfolgreich verliefen. Diese Mediziner haben ihre Theorien aufgestellt und die auch bewiesen, sie haben sich durch nichts aufhalten lassen, zu erreichen, was sie für ihre Bestimmung hielten. Würde man sie deswegen als böse oder schlechte Menschen bezeichnen? Die Menschen, denen dadurch geholfen werden konnte werden dies ganz sicher nicht tun. Was unterscheidet mich nun von ihnen? Ich experimentiere an Menschen, um hinter das Geheimnis der Mutationen zu gelangen, dahinter, wie man sie gezielt steuern kann. Ich stelle Theorien auf und versuche sie anschließend zu beweisen.

 

Jedes Medikament, welches Leben verlängern soll, wird am Menschen getestet, jede Schminke, die sich die Frauen auf ihre Haut schmieren, um schöner auszusehen, wurde zuvor an Tieren getestet. Niemand findet dies anstößig. Was mache ich also anders?

 

Ich erprobe meine Methoden ebenfalls an Testobjekten. Wenn eine Laborratte stirbt, so wird sie untersucht, um ihre Todesursache herauszufinden und nicht betrauert. Einige werden sogar speziell dafür gezüchtet, um zu sterben.

 

Meine Ideale sind die Perfektion und die Reinheit, mein Glaube daran macht mich noch lange nicht zu einem Monstrum, noch machen es meine Methoden. Wenn ich alles in meiner Macht stehende tue, um störende Elemente in meinen Testreihen auszumerzen, Fehler der Natur zu korrigieren so müssen diese Opfer nun einmal gebracht werden. Ich bezeichne das lediglich als ein wenig Nachhilfe zur natürlichen Auslese.

 

Nur die stärksten werden überleben und was ist falsch auf der Seite des Stärkeren zu sein oder sein zu wollen?

 

Ich spüre seinen Blick im Nacken, fühle genau, die Missbilligung meiner Methoden, doch selbst  er folgt auch streng seinen Idealen und seiner Einstellung.

 

Wenn er jemanden töten würde, im Namen seiner so geheiligten Ideale so wäre es nur eine Notwendigkeit oder die Selbstverteidigung seiner Grundsätze. Die Ideale denen er folgt sind ja so rechtschaffen und edel, denn es sind die seinen.

 

Meine Ideale hingegen sind für ihn und seinesgleichen  stets falsch und schlecht.

 

Doch genau darin liegt der Fehler, denn Ideale, Grundsätze oder Methoden sind niemals rechtschaffen oder falsch. Es sind lediglich Ideale, Grundsätze und Methoden, nach denen wir unser Leben richten. Wir tun das, was uns für das richtige im Leben erscheint und das macht es für uns rechtschaffen.

 

Für mich zählt die Reinheit und Perfektion der Wissenschaft. Das ist das Ideal, dem ich mein Leben gewidmet habe, die Grundsätze, denen ich meine Familie geopfert habe und vielleicht sogar einen Teil von mir selbst. Doch es sind die Methoden die ich anzuwenden gewählt habe um meine Ziele zu erreichen. Womöglich sind es die falschen Ideale, Grundsätze und Methoden, doch vielleicht sind es auch die richtigen.

 

Wenn es mich zu einem schlechten Menschen macht, meinen gewählten Idealen und Prinzipien zu folgen, sei es drum. Macht es all die anderen, die auch ihren Idealen und Prinzipien folgen zu schlechten Menschen, wenn sie bereit sind, alles für eben diese Ideale und Prinzipien aufzugeben und zu opfern? Macht es nicht auch ihn, der mich so angewidert und mit so viel Hass in seinen Augen ansieht dann zu eben einem genauso schlechten Menschen?

 

Wenn er mich auch nicht verstehen kann oder will, so muss auch er die Logik einsehen, dass ich nichts anderes tue, als er auch.

 

Meine Methoden mögen anders sein, als die seinen, doch auch ich strebe nach einer besseren Welt, die zu erreichen ich mit der Wissenschaft versuche. Meine Ideale sind die Wissenschaft, durch die ich eine bessere Welt zu erschaffen hoffe, die seinen sind die der Toleranz und des Frieden, mit der er seine Ziele zu erreichen sucht. Wir kämpfen beide um unserer Ideale willen und manchmal müssen wir beide töten um unsere Ideale erreichen zu können. Macht das meine Methoden schlecht und die seinen gut?

 

Ideale und Prinzipien sind neutral, so wie wir, wenn wir geboren werden und so neutral wie wir, wenn wir sterben werden, egal ob man uns für gut und rechtschaffen oder für schlecht und böse hält.

 

Ich stehe für meine Prinzipien und Überzeugungen ein und ich würde für sie alles opfern, wenn notwendig sogar mein Leben. Wenn er mir antworten würde und nicht nur mit Ekel mich beträchte, so würde er sicher das gleiche sagen. Auch er würde für seine Ideale sterben, weil er von ihnen überzeugt ist, von ihrer Richtigkeit überzeugt, genau wie ich von meinen. Sind nun andere Ideale und Methoden so viel besser oder schlechter? Oder sind sie in ihren Grundfesten nicht vielmehr identisch, ebenso wie die Methoden, die bei ihren Ausführungen verwandt werden?

 

Ich frage mich, was es ist, dass ihn und die anderen dazu veranlasst, die Methoden des jeweiligen anderen zu verdammen. Ist es vielleicht die Tatsache, dass sie sich gar nicht so sehr unterscheiden, dass sie sich eigentlich stärker gleichen, als es ihnen lieb ist?

 

~fin~

 

 

 

Anmerkungen: Für diese Geschichte gilt ebenfalls, dass es keine Rolle spielt ob ich mit Sinister’s Methoden übereinstimme oder nicht. Es sollte ebenfalls lediglich zeigen, dass wir durchaus unterschiedliche Maßstäbe ansetzen, wenn wir Menschen beurteilen und uns selbst dabei oftmals nicht sehen während wir s e beurteilen. In manchen Fällen sind wir wahrhaftig nicht besser als die, die wir möglicherweise unfair beurteilt haben oder noch tun werden.