Disclaimer: Diese Geschichte ist eine fanfiction-Story. Die verwendeten Charaktere gehören Marvel oder Image und wurden nur ausgeliehen. Der einzige Profit, der mit der Geschichte erzielt wird, ist die Unterhaltung der Leser. Ein Teil des Dialoges, der für die Geschichte verwendet wurde, stammt aus dem Comicheft WildC.A.T.s/X-Men The Silver Age und ist ebenfalls nicht von mir.

 

Anmerkungen: Die Geschichte ist das Sequel zu Breaking the law und beginnt genau da wo diese aufgehört hat.

 

Feedback: Ich liebe Feedback und freue mich über jeden Kommentar. Alles kann an zebra-three@web.de gesendet werden.

 

 

 

Victim of changes

 

by Belladonna 

 

'You're tryin' to find your way through life
You're tryin' to get some new direction

...

Take another look around

you're not going anywhere

realised you're getting old

and no-one seems to care

 

You're trying to find your way again

you're trying to get some new...'

"Victim of changes"; Judas Priest

 

 

„Und, mon ami…wofür sitzt du?“

 

Der Mann in der Zelle neben Remy sah auf. Er war wie Remy mit Ketten gefesselt, jedenfalls stimmte das, bis Remy jedoch seine Fesseln hatte loswerden können. Der Mann war blond, muskulös und hatte eine Tätowierung einer aufgerichteten Kobra mit einer römischen Sieben auf dem Oberarm. Er drehte sich zu Remy um und sah ihn aus seinen blauen Augen verdutzt an.

 

„Huh?“

 

„Wofür sitzt du?“ wiederholte Remy seine Frage. Er war aufgestanden und ans Gitter herangetreten, aus seiner  Tasche fischte er ein zerknittertes Päckchen Zigaretten. Auch seine Kleidung war zerrissen, genau wie die des anderen, seine rotbraunen Haare ungekämmt. Remy fuhr sich durch die Haare, um ein wenig Ordnung in sie zu bringen und er versuchte freundlich zu lächeln, wobei er noch immer versuchte, den anderen einzuschätzen.

 

Der Name des blonden Gefangenen war Cole Cash, doch es würde nicht er selbst sein, der sich Remy vorstellen würde. Er begann seinerseits nun den Gefangenen in der Zelle neben ihm zu mustern, er fand die Augen seines Zellengenossen in der Nebenzelle ein wenig unheimlich; das rot auf schwarz war wie von einem Wesen, nicht von dieser Welt. Er schien noch jung zu sein, und Cole sah sich selbst als nicht viel älter an als der andere. Wollte er seinem Aussehen nach urteilen, saß der andere hier auch schon eine ganze Weile.

 

„Sagt dir das Wörtchen Einzelhaft etwas?“ antwortete Cole mit einer Gegenfrage und hoffte damit das Interesse des Jungen im Keim erstickt zu haben, denn er wollte nichts anderes als mit seinen Gedanken allein gelassen zu werden. Dennoch erwachte auch in ihm eine leise Neugier, was einen so jungen und unschuldigen Menschen ins Gefängnis gebracht hatte, noch dazu hier inmitten des Dschungels Südamerikas.

 

Cole selbst wusste genau, wie er hierher gekommen war und er wusste auch einen Teil des warum, doch wenn er genauer darüber nachdachte, so war er sich nicht mehr so sicher, welcher Grund genau es gewesen war, der ihn veranlasst hatte, sich zum Militär zu melden und er letztendlich dann beim Team 7 gelandet war, der Spezialeinheit, der er zuvor noch angehört hatte.

 

Der Junge, Cole war vermutlich nicht viel älter als er, doch er konnte nicht aufhören ihn als Jungen zu betrachten, nach allem was er selbst gesehen und getan hatte, schien kein Soldat zu sein und die meisten der anderen Gefangenen hier waren entweder Söldner oder irgendein anderer Abschaum, der hier durch den Dschungel kroch. Er schien ihm nicht der Typ der Befehle befolgte, vermutlich hätte er mit seinem hübschen Gesicht die Ausbildung nicht überlebt, die Cole hinter sich hatte, noch hätte er wohl in einem echten Kampf eine Chance gehabt, vom Krieg ganz zu schweigen. Nein, er sah wirklich nicht wie ein Soldat aus und für einen Söldner schien er noch zu jung. Nein er sah eher wie ein Junge aus, der noch alle Möglichkeiten, die ihm das Leben zu bieten mochte offen hatte, und dennoch saß er hier und war gefesselt gewesen so wie Cole auch, er sah die Ketten auf dem Boden liegen.

 

„Sagt mir was, doch es sagt mir nicht, warum du in Einzelhaft bist oder überhaupt hier“, erwiderte Remy. Er war sich wohl bewusst, dass der Fremde ihn musterte und sogar ein wenig überrascht, dass er offensichtlich nicht wie viele andere von seinen Augen verunsichert wurde. Er musste wohl schon andere Dinge gesehen haben, so dass er von dem was Remy für jeden offen sichtbar als Mutanten brandmarkte nicht abgeschreckt wurde. Im Gefängnis waren ohnehin alle gleich. Nein, wenn er beim Militär war, so hatte er sicherlich schon andere Dinge gesehen.

 

Remy selbst war sich auch sicher, was es gewesen war, das ihn ins Gefängnis gebracht hatte und er hatte genügend Zeit hier verbracht um zu wissen, dass er schnellstmöglich wieder heraus wollte. Zu seinem Bedauern war es ihm aber noch nicht gelungen, einen Plan zu entsinnen, der ihn von hier verschwinden ließ und Remy wollte sich den Gebrauch seiner Kräfte, über die er noch immer keine vollständige Kontrolle hatte, nur für den Notfall aufsparen. Zumal er nicht riskieren konnte, dass sie im entscheidenden Moment nicht ansprachen oder völlig außer Kontrolle gerieten, so wie sie es schon einmal getan hatten. Remy schauderte bei dem Gedanken daran, was bei diesem einen Mal passiert war und was damals passiert war. Er hatte beinahe sich und viele andere unschuldige Menschen getötet bis es ihm endlich gelungen war unter größter Anstrengung und Konzentration die Kontrolle zurückzugewinnen. Daher war es eine willkommene Ablenkung, mit dem anderen in der Zelle reden zu können, auch wenn der nicht gerade einen redseligen Eindruck machte. Aber Remy war neugierig zu erfahren, was dessen Geschichte wohl sein mochte.

 

„Tja, was soll ich sagen, war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und hab zu allem Überfluss noch das falsche getan“, kam es von der anderen Zelle nach einiger Zeit. Cole dachte über die Antwort nach, die er dem Jungen gegeben hatte und kam zu dem Schluss, dass es trotzdem nicht ganz die Wahrheit gewesen war, so sehr er ehrlich zu ihm hatte sein wollen. Jedenfalls der Teil mit dem falschen getan zu haben war definitiv eine Lüge. Es war bestimmt nicht das falsche gewesen, die unschuldigen Männer, Frauen und Kinder zu retten, bevor sie von dem Wahnsinnigen, der ihn vor einiger Zeit als Söldner angeheuert hatte, kaltblütig erschossen werden konnten, genau kurz bevor er hierher gekommen war. Eigentlich war es genau der Grund gewesen, der ihn hier hatte enden lassen und er würde wohl noch eine ganze Weile hier sein; Cole hatte bereits sein Zeitgefühl verloren über die Dauer seines Aufenthaltes hier im Gefängnis. Wenn er es recht betrachtete, so war er genau zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen und hatte das einzig richtige getan. Aber das war schwer zu erklären, und der Junge würde es ohnehin nicht verstehen können. Doch der Junge mit den eigenartigen Augen nickte nur mitfühlend, so als könne er sehr wohl verstehen und Cole fragte sich einmal mehr, was ihn in dieses Rattenloch geführt hatte.

 

„Warum bist du hier?“ wollte Cole wissen und trat zum Gitter. Er sah direkt in diese unnatürlichen Augen und fand großen Schmerz dahinter liegen, Verständnis für ihn aber auch einen gewissen Stolz.

 

„Warum willst du das wissen?“ fragte Remy, er hatte genau gespürt, dass der Mann ihm etwas verschwiegen hatte, seine Antwort aber alles sein würde, das er zu hören bekäme. Und er hatte den Schmerz hinter der Antwort gefühlt.

 

„Du hast mich gefragt, dachte es sei nur fair.“

 

Remy nickte und musste zugeben, dass der Kerl doch recht hatte. Es war eigentlich nur fair, wenn er ihm auch sagte, warum er hier war.

 

„Ich bin ein Dieb“, antwortete er schließlich. „Hab im falschen Haus von der falschen Person gestohlen.“

 

Remy entschied sich, es ebenfalls bei dieser Antwort zu belassen. Sie entsprach im groben und bis zu einem gewissen Punkt der Wahrheit, denn er war verhaftet worden, weil er von einer sehr einflussreichen Persönlichkeit gestohlen hatte, die gedacht hatte, ihm so eine Lektion erteilen zu können und ihn hierher gesandt hatte, doch er musste dem anderen nicht erzählen, welche Wahrheit hinter seiner Antwort lag. Nämlich was es gewesen war, das ihn dazu veranlasst hatte, überhaupt erst von dieser einflussreichen Person zu stehlen und was ihn so weit südwärts gebracht hatte.

 

Er musste dem Fremden nicht erzählen, dass seine Familie, oder vielmehr die, welche er für seine Familie gehalten hatte, ihn betrogen, verraten und letztendlich verstoßen hatten.

 

Die Frau die er liebte war für ihn verloren, auf immer und das war auch ein Schmerz, der tief saß, es war einfach noch zu frisch.. Remy erinnerte sich gut daran, am Tag  ihrer Hochzeit war er gezwungen gewesen, ihren Bruder in Selbstverteidigung zu töten, etwas was den Ausschlag für den Wandel gegeben hatte und eine Tat, die er noch immer wünschte, rückgängig machen zu können, mehr als alles andere. Das Gesicht von ihm verfolgte ihn noch immer wenn er die Augen schloss, ebenso wie ihn die Gesichter der anderen, seiner Liebe und seiner Familie verfolgten, die ihn verstoßen hatten. Es sei besser für alle, wenn er ginge, so versuchten sie es schön zu reden, doch Remy wusste es besser. Es war vielmehr eine willkommene Gelegenheit gewesen, den ungeliebte Streuner, der noch dazu ein Mutant war, loszuwerden. Sogar sein Vater, nein Adoptivvater korrigierte er sich selbst, obgleich er ihn immer als seinen wahren Vater angesehen hatte, hatte zugestimmt, dass Remy gehen müsse um den Frieden zwischen den Clans zu wahren, zum Wohle aller. Es war ihm wohl leicht gefallen, leichter als es den Anschein gehabt hatte oder Remy geglaubt hatte. Remy konnte genau spüren, dass alle erleichtert gewesen waren, ihn endlich loswerden zu können.

 

Das war die Familie, die ihn aufgenommen hatte, als er auf der Straße gelebt hatte. Das war die Familie, die ihm ein Zuhause gegeben hatte, als er keines hatte. Das war die Familie, von der er stolz gewesen war, dazugehören zu dürfen und sich seinen Platz unter ihnen verdient zu haben. Das war die Familie, für die er alles getan hatte und stolz war, ein Teil davon zu sein.

 

Das konnte nicht seine Familie sein, denn eine wahre Familie würde ihn niemals so betrogen und verraten haben, so sehr getäuscht, wie sie es getan hatte und es schmerzte Remy umso mehr, da er ihre Gefühle genau spürte, genau fühlen konnte, dass sie ihn nicht für wert gehalten hatten, ein Mitglied dieser respektierten Familie zu sein, egal wie sehr er sich bemüht hatte, dazuzugehören.

 

Remy seinerseits hatte jedoch stets alles für seine Familie getan und tat es noch immer, denn es war der Platz an den er gehörte, dies war die Familie, die ihm ein Zuhause gegeben hatte, als er eines gebraucht hatte, also war er gegangen, um der Familie, der er trotz allem noch immer tiefe Gefühle entgegenbrachte und liebte den Frieden wiederzubringen. Er war gegangen, um dem Mann, den er stolz seinen Vater nennen durfte, zu ermöglichen Ruhe einkehren zu lassen, in den Familie und die damit verbundenen Clangeschäfte. Und als er gegangen war, konnte er spüren, dass sein Vater tief in seinem Inneren eine Schuld fühlte, die größer und nagender werden würde, Remy im Stich gelassen zu haben und das ließ ihn hoffen, eines Tages wieder zurückkehren zu können, zu seinem Zuhause, seiner Familie.

 

„Das ist alles“, fügte Remy hinzu, mehr wollte er auch nicht offenbaren. „Wir haben da wohl was gemeinsam, beide zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und nun stecken wir in dem Loch hier.“

 

„Sieht ganz so aus“, erwiderte Cole, in seinem Magen hatte auch er das Gefühl, dass der Junge ihm nicht alles gesagt hatte, er aber auch nicht viel mehr zu hören bekommen würde, egal ob er fragte oder nicht. Nun, er respektierte die Privatsphäre des anderen und er selbst hatte ihm ja auch nicht die ganze Wahrheit gesagt. Cole hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen und wunderte sich nun, ob es etwas damit zu tun haben könnte, warum er hier war. Keiner sollte in so jungen Jahren schon solch einen Schmerz empfinden müssen, doch auf der anderen Seite sollte auch niemand in so jungen Jahren schon das erlebt haben, was Cole gesehen oder getan hatte.

 

Letztendlich waren beide zu Opfern eines Wandels geworden, der sich sowohl in ihnen selbst als auch in den Menschen, die sie umgaben, vollzogen hatte. Er war dadurch zum Söldner geworden, jemand der für Geld alles tat und sich kaufen ließ, wenn der Preis stimmte; der Junge war durch irgendetwas in seiner Vergangenheit das Cole nicht wusste zum Dieb geworden, jemand der anderen ihren Besitz stahl und wohl auch für eine angemessene Belohnung alles tun würde. Beide waren hier gelandet, beide endeten hier aufgrund unterschiedlicher Gründe und es war ungewiss, ob sie jemals einen Weg heraus finden würden. Vermutlich würden sie immer die Opfer des Wandels bleiben, denn dieser Wandel war etwas, das sich vermutlich niemals ändern würde.

 

Der Junge holte eine Zigarette aus der Schachtel und hielt sie in den Händen. Cole bedeutete ihm, ihm auch eine zu geben.

 

„Feuer?“ fragte Remy und die Spitze der Zigarette begann zu glühen als sie kinetisch aufgeladen und somit entzündet wurde.

 

„Netter Trick“, bemerkte Cole, er hatte so etwas noch nie gesehen, doch in den Augen des Jungen blitzte etwas auf. Cole selbst schien noch immer nicht in der Lage zu sein ihn als etwas anderes zu sehen als einen Jungen. Hatte sein Dienst beim Militär ihn so alt werden lassen?

 

„Ich mache keine Tricks“, entgegnete Remy und gab Cole die Zigarette. Er selbst steckte sich ebenfalls eine andere auf dem gleichen Weg an, nahm einen Zug und blies den Rauch in die stickige düstere Zelle.

 

„So, und wie hast du dich dann von den Ketten befreit?“ wollte Cole wissen, Remy zuckte lediglich mit den Schultern.

 

„Vielleicht hält man mich für ungefährlicher als dich“, antwortete er breit grinsend.

 

„Vielleicht“, Cole bezweifelte das jedoch angesichts dessen, was er ihn mit der Zigarette hatte tun sehen. Er fragte sich, warum der Junge überhaupt noch hier war, wenn er über solche Kräfte verfügte, es sei denn, er hatte keinerlei Kontrolle darüber, zumindest keine genaue. Und Cole wusste genau, was es bedeutete, keinerlei Kontrolle über seine Kräfte zu haben, er wusste es nur zu gut.

 

Remy beobachtete den anderen, in gewisser Weise schienen seine Gefühle ehrlich zu sein und Remy wusste, dass er über ihn nachdachte, sich wohl wunderte, was es mit seinen Kräfte auf sich hatte, er fühlte Verständnis für ihn von dem anderen Mann kommen. Der andere war aber auch nicht ganz offen zu ihm gewesen, jedenfalls was den Grund der Inhaftierung anbelangte. Remy wollte so gerne wieder jemandem vertrauen können und der andere würde ihn wohl nicht betrügen, dafür gab es kein Anzeichen.

 

Remy wollte ihm gerade dabei helfen, sich auch von den Fesseln zu befreien, als die Türe sich mit einem lauten Knarren öffnete und ein Fremder im Türrahmen erschien. Sie konnten ihn nicht genau sehen, doch sie waren in der Lage zu erkennen, dass er eine Augenklappe trug und in seinem Mundwinkel eine angezündete Zigarre baumelte.

 

„Wer von euch Pennern ist Cole Cash?“ fragte er mit barscher rauher Stimme, sie duldete keinen Widerspruch.

 

„Der hässliche“, gab Remy zurück und grinste. Er musste wohl den anderen meinen, da außer ihnen kein anderer Gefangener hier war. Und es war nett zu erfahren, dass er nun einen Namen hatte, den er mit dem Gesicht des anderen in Verbindung bringen konnte, auch wenn es wahrscheinlich war, dass er ihn niemals wieder sehen würde.

 

„Das macht’s nicht leichter“, entgegnete der Fremde, er musste wohl seinen Sinn für Humor irgendwann verloren oder ihn betreffend einen drastischen Wechsel vollzogen haben. Er gab dem anderen die Wahl, machte Cole ein Angebot für ihn einen Job zu erledigen und im Gegenzug dafür aus dem Gefängnis zu kommen oder hier in diesem Loch zu verrotten. Das war etwas, das der andere, Remy wusste nun, dass er Cole hieß, nicht ablehnen konnte, er selbst hätte alles für ein solches Angebot gegeben, sogar seine Seele im Moment. Cole akzeptierte das Angebot des Fremden und verließ mit ihm das stinkende Gefängnis. Remy blieb allein in der dunklen Zelle zurück.

 

Cole wünschte dem Jungen in Gedanken alles Gute und dass auch er eine Chance erhalten würde, endlich eine Chance zu erhalten, sein Leben zurückzuerlangen und es in den Griff zu bekommen. Jemand so junges sollte nicht im Gefängnis verrotten. Er hoffte, dass auch für ihn die Zeit kommen würde, an dem er kein Opfer eines Wandels war sondern davon profitieren konnte und er hoffte es auch für sich selbst.

 

~/~

 

Remy fragte sich, was es wirklich gewesen war, dass Cole nicht gesagt hatte, das  was ihn wirklich ins Gefängnis gebracht hatte, doch dann kehrten seine Gedanken schnell wieder zu der dringenderen Frage zurück, die ihn beschäftigte: Wie würde er von hier herauskommen können?

 

Nach einer ganzen Weile, Remy wusste nicht genau, wie lange, denn er hatte sein Zeitgefühl schon lange zuvor verloren, öffnete sich die Türe erneut mit einem knarrenden Geräusch und ein dunkel gekleideter Mann trat herein. Eine unheimliche Aura umgab ihn, er gebot dennoch Autorität als er lediglich dort stand. Was Remy sofort ins Auge fiel war die Tatsache, dass er ungewöhnlich blass war und seine Augen funkelten diabolisch rot, ein rotes Symbol eines Karo zierte seine Stirn und als er lächelte, zeigte er zwei Reihen perfekter spitzer weißer Zähne. Remy tat als ignorierte er ihn, doch stattdessen musterte er ihn aus den Augenwinkeln genau. Da außer ihm niemand sonst hier war, und es sah keinesfalls so aus, als würde ihm der Fremde in einer Zelle Gesellschaft leisten, musste er wohl wegen ihm gekommen sein. Remy glaubte ohnehin nicht, dass irgendeine Zelle den Fremden für lange halten könnte.

 

„Ich habe deine Karriere genau verfolgt“, begann der Fremde ohne Umschweife, seine Stimme klang überraschend sanft, wenn auch ein wenig metallisch.

 

„Schön für Sie“, gab Remy zurück. Was nutzte ihm das schon, alles was er wollte, war von hier zu verschwinden und nicht das Geschwätz von diesem Kerl anhören zu müssen.

 

„Du besitzt besondere Fähigkeiten, die von Nutzen sein könnten“, der Fremde ignorierte Remy’s sarkastischen Einwurf.

 

„Erzählen Sie mir etwas, das ich noch nicht weiß.“

 

„Ich hätte gut Verwendung für jemanden von deinen Fähigkeiten und Ruf“, der Fremde trat näher bis er direkt an den Gittern stand und Remy fühlte seinen Blick auf sich ruhen. Er spürte, wie seine eigene Unruhe wuchs, die er seit dem Eintreffen des Mannes empfand. Aber das Angebot klang doch ein wenig verlockend.

 

„Du könntest mir einen Gefallen erweisen und dafür werde ich dir einen Gefallen erweisen und dafür sorgen, dass du freigelassen wirst“, der Mann strich zärtlich über die Gitterstäbe. Remy wurde dieses ungute Gefühl einfach nicht los, das ihn hielt.

 

„Warum bist du überhaupt noch hier? Du hättest dir längst deinen Weg hier raus sprengen können. Oh, ich verstehe“, sagte er gedehnt. „Du kannst deine Kräfte nicht kontrollieren und fürchtest die Kontrolle zu verlieren, habe ich recht?“

 

Remy widerstand dem Drang zu nicken, er hatte das seltsame Gefühl, dass der Fremde mehr über ihn wusste, als er ihm sagte oder als Remy lieb war, dass der Fremde von ihm wusste. Doch woher konnte er soviel wissen, über ihn und seine Fähigkeiten und was war es, das er von ihm wollte?

 

„Ich kann dir auch helfen, deine Kräfte zu kontrollieren“, fuhr der Fremde fort. „Wenn du mir einen Gefallen tust und für mich etwas erledigen wirst, einen Job, wenn du so willst.“

 

„Was wollen Sie von mir?“ wollte Remy letztendlich wissen, seine Unruhe wuchs ins Unermessliche, doch er wischte sie beiseite. Etwas Unheimliches umgab den Fremden, doch Remy wollte nichts mehr als aus der Zelle raus. Und dafür hätte er seine Seele sogar dem Teufel verkauft.

 

„Du wirst für mich einen Auftrag erledigen, und dafür hole ich dich aus dem Gefängnis heraus und helfe dir obendrein noch Kontrolle über deine Kräfte zu erlangen. Das ist doch mehr als eine faire Bezahlung, nicht wahr?“ Der Fremde lächelte, ein Lächeln, das Remy einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Er schluckte schwer und drängte alle Proteste seines Gefühls und Instinktes in den Hintergrund seiner Gedanken.

 

„In Ordnung“, sagte er nach einer Weile. Remy fragte nicht, um was es sich handeln würde, was das für ein Gefallen war, den er für den Fremden erledigen sollte, das einzige was er wollte, war seine Freiheit zurück. Nach dem einen Job für den Fremden würde die Sache für ihn erledigt sein und wenn der ihm auch noch helfen konnte, Kontrolle über seine Fähigkeiten zu erlangen, so sah Remy dies als einen Bonus an. Nur ein Job und er würde diesen seltsamen Fremden nie mehr wiedersehen und er war aus der Zelle raus, wieder zurück in seinem Leben.

Jede Faser seines Verstandes schrie alarmiert auf, dem Mann nicht zu trauen, doch der Wunsch, die Zelle schnellstmöglich zu verlassen war stärker als seine Vernunft. Er wollte so gerne wieder sein Leben zurück haben und alles dafür tun. Remy wollte nichts weiter, als sein Leben wieder in den Griff bekommen, derjenige zu sein, der die Kontrolle darüber hatte. Und der Fremde hatte gesagt, nur ein Auftrag. Nur ein Job, was sollte da schon dabei sein?

 

„Hervorragend“, der Fremde öffnete die Zellentür, die mit einem leisen Quietschen aufschwang. Remy trat zögernd aus der Zelle und lächelte.

 

Das war seine Chance für einen Wandel, ein neues Leben anzufangen. Er würde noch mal von vorne anfangen können, Ordnung in sein chaotisches Leben bringen wenn er den Auftrag für diesen Herren erledigt hatte. Er würde seine Freiheit zurückhaben, die Freiheit, wieder über sein Leben bestimmen zu können und eines Tages womöglich wieder zu seiner Familie zurückkehren zu können.

 

„Wer sind Sie eigentlich?“ fragte Remy den Fremden, es interessierte ihn schon, wer sein mysteriöser Bewährungshelfer war, aber im Grunde spielte es keine Rolle, plante Remy doch ihn danach nie wieder zu sehen. Wenigstens soweit wollte er auf seine Gefühle hören.

 

„Mein Name? Ah, richtig, mein Name ist Essex, Dr. Nathaniel Essex. Und ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft eine kooperative und äußerst produktive Partnerschaft haben werden.“

 

 

~fin~

 

 

(inspired by WildC.A.T.s/X-Men The Silver Age, page 1-2)